Mittwoch, November 05, 2008

nicht angepöbelte Schwestern...

Unter dem Titel "Rote Karte im Nebelspiel" erschien im St.Galler Tagblatt eine etwas andere Nachbetrachtung des Spiels FC Gossau : FC St.Gallen. Vorallem die beiden letzten Abschnitte des Berichts stiessen dabei einigen Fussballfans sauer auf.

(St.Galler Tagblatt vom 3.11.2008)
Immerhin verlief die mit Spannung erwartete und spannend verlaufene Partie friedlich. Zwar versuchten einzelne vom Bier benebelte Besucher die gegnerischen Anhänger mit halb- bis ganz doofen Sprüchen zu provozieren, aber mehr als gleich doofe Antworten waren bis eine Viertelstunde nach Schluss nicht auszumachen
Die Polizei markierte vom Stadion bis zum Bahnhof Präsenz. Auch die mitgeführten Hunde dürften dem einen oder andern angezeigt haben, dass seine unterkühlten Muskeln den Sprint gegen den deutschen Schäfer wohl verlieren würden. «Wir konnten den Match ohne angepöbelt zu werden verfolgen», gab es bei den in Gossau wohnhaften und eher für St. Gallen fanenden Schwestern Julia und Martina Wohlgensinger keinen Grund für Klagen. Dass St. Gallen die Partie gewann, nahm viel Dramatik aus der dritten Halbzeit.


Im restlichen Text wird ebenfalls von der dritten Halbzeit gesprochen. Allerdings werden dort vorallem Meinungen von verschiedenen Exponenten beider Vereine wieder gegeben. Das ist gut, und dabei hätte es auch bleiben sollen.
Man wird beim Lesen des Berichts nämlich das Gefühl nicht los, dass der Journalist im allgemeinen "Medien-Hype" um die Ausschreitungen durch Fussballfans, einfach zur allgemeinen Sicherheitslage noch etwas schreiben wollte, oder sich gar dazu verpflichtet sah. Eine Kentnis über die Fanszenen beider Vereine scheint allerdings nicht wirklich vorhanden zu sein.
Die Gossauer und St.Galler Fans sind sich nicht feindlich gesinnt, teilweise kennt man einander, und auch sonst ist da kein Konflikt vorhanden. Warum auch? Man spielte die letzten 15 Jahre nicht mehr gegeneinander, das Cupspiel vom letzen Jahr einmal ausgenommen. Während des Spiels kamen von beiden Fangruppen keine Gesänge gegen den Gegner, dies war symtomatisch für die friedliche Stimmung im Stadion.

Im Bericht wird geschrieben, dass teilweise halb-bis ganz doofe Sprüche zu hören waren. Na und, wo gibt es das nicht? Dies gehört zum Fussball, genauso wie Bier, das gemäss dem Journalist die Zuschauer benebelte, und die verbalen Ausrutscher erst auslöste. Ohne diese Dinge wären wir dann bei der sterilen, monotonen Atmosphäre die sich wohl kaum ein richtiger Fussballfan je wünschen wird. Weiter heisst es auch, dass die Präsenz der Polizei und ihrer Schäferhunde, den einen oder anderen wohl eingeschüchtert hätten. Diese Aussage dürfte einen eher Fussball unintressierten Leser zur Schlussfogerung verleiten, dass nur mit massiven Sicherheitsvorkehrungen ein gewaltloser Ablauf des Anlasses gewährleistet werden konnte. Das Zitieren der Aussage von den beiden Schwestern, die nicht angepöbelt wurden, scheint mir auch eher unnötig. Ich wüsste im besten Willen niemanden, aus dem eher übersichtlichen Kreis der regelmässigen Gossau Zuschauer, der zwei Frauen wegen ihrem "Fanen" für den FC SG anpöbeln würde.

Eins ist klar, durch die ganzen Schlagzeilen der letzten Wochen, sind "Herr und Frau Schweizer" interessiert an den Geschehnissen, rund um ein Fussballspiel. Mein Nachbar fragte mich am Sonntag Abend auch als erstes, ob es denn wirklich friedlich blieb am Spiel? Meiner Meinung nach sollte man dieses, durch die Medien extem aufgebauschte, Thema äusserst vorsichtig angehen, und gerade darum auch sensibel darüber schreiben. Es gibt einige Journalisten in der Schweiz, die sich auch innerhalb der Fanszenen auskennen, und auch sehr gut darüber schreiben. Wahrscheinlich hätten diese Personen einen Bericht über das "Rundherum" beim Derby ein wenig, oder grösstenteils anders formuliert. Es gibt nämlich so viele andere schöne Dinge rund um ein Fussballspiel, da ist es wirklich völlig überflüssig über nicht vorhandene Randale zu schreiben.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Leider ist es heute so, dass der Mensch an den negativen Ereignissen "vergeilt" während das Positive in den Hintergrund rückt. Somit ist auch der Profit für die Medien gegeben, die das Ganze - wie du geschrieben hast - noch aufbauschen.

Die Resignation erfolgt nach jedem Wochenende im Büro, ich lasse mich gar nicht mehr auf die Diskussionen ein.

Etwas möchte ich doch noch loswerden: Was waren die Überlegungen, als man diesen Stadionsprecher angestellt hat?!?!