Sonntag, Dezember 17, 2006

ärmelloses Onkelz Shirt

Alle Jahre wieder ist es soweit, genau so unvermeidlich wie die vier Adventssonntage, die Firmen-Weihnachtsfeier steht an. Dieser Anlass wird von den CEO's,Verwaltungsräten und sonstigen Chefs unserer Welt lanciert, um das Arbeitsjahr ausklingen zu lassen. Die Mitarbeiter sollen sich so für einmal, im festlichen Rahmen ausserhalb des stieren Arbeitsalltags, in lockern Gesprächen unterhalten können.
Wirkliche Freude kommt allerdings bei den wenigsten Angestellten auf, wenn die unausweichliche Feier näher rückt. Seltsamerweise sind jedes Jahr in etwa die selben Mitarbeiter anwesend und komischerweise die selben Kollegen "leider" verhindert.

Seit dem Jahre 1996, als ich aus der Schulhausroutine herausgerissen wurde und mich aufeinmal wieder im harten Leben eines Lehrlings wiederfand, "darf" nun auch ich an dieser alljährlichen Festivität teilnehmen.

Das erste Mal, also die erste Firmen-Weihnachtsfeier natürlich, war der reine Horror. Meine Lehrlingskollegen und ich mussten schon 2 Stunden vor der eigentlichen Feier im Saal erscheinen und den ganzen Raum schön festlich schmücken. Während der Feier hatte ich das verantwortungsvolle Amt des Vorhangziehers. Eine halbe Stunde durfte ich dem Blablabla eines, mir sowieso schon unsymphatischen, Geschäftsführers eines Tochterunternehmens zuhören, während ich hinter der Bühne auf einen schwarzen Vorhang starren musste.
Sowieso diese Reden an den Weihnachtsfeiern sind eine Sache für sich. Peinlich wirds immer dann, wenn schon ein wenig Wein im Spiel ist und einem der Tischnachbar immer mit irgendwelchen Grimassen zum Lachen bringen will. Man stelle sich vor, der Chef spricht gerade mit gesenkter Stimme vom nicht erreichten Umsatz des letzen Jahres und man kriegt vor versammelter Gesellschaft einen Lachanfall.
Beim Alkohol gilt die Devise, lieber ein Glas weniger als ein Glas mehr. Dies sollte landauf und landab mittlerweile ja bekannt sind. Jedes Jahr gibt es allerdings wieder Spezialisten die sich zum wochenlangen Büro-Klatsch Thema machen, indem sie das eine oder andere Glas über den Durst trinken.
Mir persönlich gelang dieses Malheur allerdings auch einmal. Nachdem ich mich nach der Firmen-Weihnachtsfeier engumschlungen mit einer Arbeitskollegin auf dem Parkplatz einer Disco befand, war es damals nicht gerade von Vorteil, dass sich einige Mitarbeiter gerade auf dem Weg zu ihrem Auto befanden. Zumal die Kollegin nicht gerade den besten Ruf genoss.
Dies sollte allerdings eine Jugendsünde bleiben und das letzte Mal wo ich mich mit einer Mitarbeiterin und das auch noch an einer Weihnachtsfeier einlassen sollte. Danach überliess ich das Feld der Peinlichkeiten wieder meinen Kollegen.
Der absolute Klassiker in dieser Hinsicht passierte ein paar Jahre später, als es ein betrunkener Lehrling tatsächlich schaffe sich im Auto seines Chefs zu übergeben. Natürlich schön über die Auto-Armaturen. Logischerweise war der Übeltäter nicht mehr im Stande sein Erbrochenes zu entfernen. Das blieb an seinem Vorgesetzten hängen. Nun kann sich jeder vorstellen, dass der Spruch "Lehrjahre sind harte Jahre" für diesen armen Kerl nun eine ganz andere Bedeutung bekam.
Überhaupt scheint vorallem von den Auszubildenden die meiste Gefahr für peinliche Ausrutscher auszugehen, dies mag vorallem am kostenlosen Alkohol Konsum liegen. So passierte es uns in jungen Jahren auch schon, dass unser Chef dem Servierpersonal die Anordnung gab den Weinnachschub an unsern Tisch zu unterbrechen. Somit war die nächste goldene Regel für künfige Weihnachtsfeiern auch klar. Nie einen Tisch im direkten Blickfelds des Chefs auswählen.

Seit einigen Jahren arbeite ich nun in einem grösseren Unternehmen. Dies macht die Sache mit der Weihnachtsfeier insofern spannender, weil man nicht mehr jeden Mitarbeiter kennt und die ganze Angelegenheit im grösseren Rahmen stattfindet.
So trifft von Jahr zu Jahr wieder die höchste Chefetage mit Anzug und Krawatte ausgestattet auf den langhaarigen Lagerarbeiter im ärmellosen Böhse Onkelz T-Shirt. Gern gesehen auch diejenigen Mitarbeiter, die mit zunehmendem Alkoholkonsum, ihre Tätowierungen den Anwesenden präsentieren möchten. Herrliche Bilder wie nur der eine Ärmel des Shirts hochkemprelt ist, darunter guckt meistens eine typische Teenager Tätowierung hervor z.b. ein Kreuz,Stacheldraht etc.. Stolz zeigen sie so, was sie ausserhalb des Arbeits Alltags sonst noch im Laufe des Jahres bewerksteligt haben.

Die Firmen-Weihnachtsfeier für dieses Jahr ist überstanden. Morgens um vier Uhr war ich Zuhause und eins ist klar, nächstes Jahr bin ich wieder dabei allerdings wie immer ohne ärmelloses Böhse Onkelz Shirt.

Keine Kommentare: