Samstag, Dezember 23, 2006

Märchenkarriere


Der Mensch-Der Trainer-Der Spieler. Mit diesen Schlagwörtern begrüsst uns Ciraco Sforza auf seiner Homepage. Unter dem Punkt Aktuelles schreibt das ehemalige Ausnahmetalent sogar direkt an seine Anhänger.
"Hallo Fans, es war eine erfolgreiche Hinrunde. Ciris erste Trainerstation lässt die Fans auf mehr hoffen."

Nun ist der ehemalige Weltklassespieler also bereits ein halbes Jahr Coach beim FC Luzern. Seine atemberaubende Karriere nimmt, nun also auf der Trainerbank, seinen unausweichlichen Fortgang. Die Innerschweizer, die unter Sforzas Vorgänger nur mit Ach und Krach den Wiederaufstieg in die höchste Liga schafften, überwintern auf einem sensationenellen siebten Platz. Kein Wunder hat schon die halbe Bundesliga bei Ciriaco Sforza angeklopft. Nur zu verständlich vermissen ihn die Deutschen, den symphatischen,volksnahen und charakterlich einwandfreien Ausnahmekönner aus der Schweiz, hat er doch die weltbeste Liga fast 13 Jahre mit seinem Sahne Fussball verzaubert. Sforza wiegelt natürlich in seiner bescheidenen Art ab: "Der FC Luzern ist eine langfristige Aufgabe und er könne es sich durchaus vorstellen seine Karriere in der Stadt am Vierwaldstättersee auch zu beenden." Dieser Statement ist typisch für den Menschen Ciraco Sforza. Vereinstreue und die enge Verbundenheit zum jeweiligen Club, ja das waren schon immer die Eckpfeiler der Karriere des Aargauers.

Nach seinem ersten Engagement beim 1.FC Kaiserslautern ab 1993, verliess er die Pfälzer 1995 nur unfreiwillig. Der FC Bayern bot eine solch horrende Ablösesumme, dass seine geliebten Lauterer zu Uli's Millionen nicht mehr Nein sagen konnten. In München wurde er von Otto Rehhagel als sein "Quaterback" vorgestellt. Es sollte eine fantastische Saison werden, die nur durch den zweiten Platz, hinter den damals fast unbezwingbaren Dortmundern, getrübt wurde. Sforza wurde schnell Publikumsliebling in München und holte praktisch im Alleingang den Uefa Pokal in die bayrische Landeshauptstadt. Er wurde nun auch zum Medienstar. In seinem Heimatland war er schon lange für seinen unvegleichlichen Wortwitz bekannt. Legendär wie er immer wieder vor jedem Satz ein "wie xait" einschob. Man lachte bis sich die Balken bogen. In Deutschland fiel er in dieser Hinsicht auf, als er gekonnt den Scherz eines Fernsehteams mitspielte, und sich in einer Art "Verstehen Sie Spass??" einem inzenierten Wechsel zu Inter Mailand nicht abgeneigt zeigte. Welch Ironie des Schickals, dass gerade dieser Verein ihn wenig später in die Lombardei locken sollte. München weinte, man hatte einen grossen Fussballer verloren. Sforza entschied sich für einmal ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer, denn er wollte im Heimatland seiner Eltern einen neuen Fussball kennen lernen.

Zu dieser Zeit hatte er gerade seine erste schwierige Zeit im Nationalteam hinter sich. Nach einer fantastischen WM in den USA ,als er der Weltöffentlichkeit das erste Mal so richtig auffiel, fiel das Team einige Jahre später in eine schwere Krise. Nach einer peinlichen 1:0 Niederlage gegen Asberbeidschan nahm er die alleinige Schuld auf sich und erklärte, noch auf dem Flug zurück in die Schweiz, seinen Rücktritt. Nach einer unvergleichlichen Medienkampagne, die man in dieser Form in unserem kleinen Land noch nie erlebt hatte, kehrte Sforza aber vielumjubelt bereits beim nächsten Spiel in die "Nati" zurück.

Bei seinem Verein in Italien lief es zu dieser Zeit auch nich sonderlich gut, obwohl wieder "Everbody's Darling" war er unzufrieden in Mailand. Er wollte aber kämpfen und spielte, uneigenützig sogar mit Verletzungen und konnte daher nicht sein ganzes Können aufblitzen lassen. Aber auch 75 Prozent Sforza reichten um eine Stadt in einem depressionsartigen Zustand zurückzulassen, denn es rief wiederum seine geliebte Pfalz.

Trotz Angeboten von sämtlichen europäischen Spitzenklubs entschied Sforza mit seinem grossen Herzen und kehrte zum gerade wieder aufgestiegenen Kaiserslautern zurück. Hier geschah dann so etwas wie das 8.Fussball-Weltwunder, dank Sforza und König Otto Rehhagel wurde man prompt Meister in der darauffolgenden Saison. Danach folgten zwei fünfte Plätze und Sforza, der sich immer auch als Vertreter des einfachen Volkes sah, forderte wie auch die Fans mehr Verstärkungen für den Provinzverein. Ein Streit, mit seinem väterlichen Freund Otto Rehhagel, führte dann zur abermaligen Trennung von den Pfälzern.

"Sforza, hau ab us Müenche", diese Worte eines Bayern Fans in Richtung Sforza, bei einem Länderspiel in St.Gallen, ekelten mich richtiggehend an. Der Frustrierte hatte wohl den ersten Abgang des Münchner Publikumsliebling noch nicht richtig verdaut. Dieser Anhänger war aber eine schändliche Ausnahme. Ganz München war im "Sforza Fieber" nachdem er für 12 Millionen Mark wieder zum Rekordmeister gewechselt war. Der beste Mittelfeldspieler der Welt, er selbst sah sich bescheiden immer nur als "einen der besten Mittelfeldspieler der Welt"a.d.R., war wieder in die bayrische Landeshauptstadt zurückgekehrt. Es wurde, wie es Sforza später selber sagen sollte, "ein gigantisches Jahr". Unter der Regie der Nummer 10 aus der Schweiz, gewann man Meisterschaft und Champions League. Nie werde ich vergessen wie sich Ciri, nach dem Gewinn des wichtigsten europäischen Titels, die Zeit genommen hat mit einem italienischen Polizisten zu sprechen, währenddesen seine Teamkollegen den Titel im Giuseppe Meazza Stadion feierten. Aber so ist er halt der Ciriaco Sforza.
Im folgenden Jahr lief es nicht mehr so gut in München. Sforza passte nicht mehr ins Konzept von Ottmar Hitzfeld. Vermutungen sind heute noch da, dass der Trainer eifersüchtig war auf die grosse Beliebtheit des Schweizers. Der Protest der Bayern Fans, gegen diese Massnahme von Hitzfeld, ging sehr weit. Das zuvor hunderttausendfach verkaufte Trikot mit der Nummer 10 blieb einfach in den Regalen liegen. Das spürte natürlich die Klubkasse und so zeigten die Anhänger indirekt ihre Verbundenheit mit ihrem Mittelfeld Regisseur. Trotz reduzierten Preisen hingen Ende Saison nur noch die Trikots von Sforza und jenes des unspektakulären Michael Tarnat in den Fanshops. Alle Verbundenheit mit dem Publikumsliebling nützte alledings nichts. Sforza musste die Bayern wieder verlassen

In der Nationalmannschaft hatten leider nur die wenigsten Spieler annähernd das spielerische Niveau von Ciriaco Sforza. Die Westschweizer Fraktion des Teams ekelte Sforza richtiggehend aus der Mannschaft. Wahrscheinlich war auch wieder Eifersucht die Antriebsfeder. Köbi Kuhn liess sich von Johann Vogel und Co. sehr beinflussen und bot, zum Leidwesen einer ganzen Nation, Ciraco Sforza nicht mehr auf. Das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere obwohl er, bei jeder kleinen Krise des Teams, von der Schweizer Öffentlichkeit wieder gefordert wurde.

Auf Vereinsebene sollte er nun für den 1.FC Kaiserslautern sprichwörtlich wieder einmal "den Karren aus dem Dreck ziehen". Im Alleingang brachte er die Mannschaft, vom letzten Platz weg, wieder ins gesicherte Mittelfeld. Sein drittes Engagment bei den Pfälzern verdient umso mehr Hochachtung, wenn man bedenkt das Sforza auch ein Angebot des internationlen Top Vereins VFL Wolfsburg vorlag.
In Kaiserslautern blühte er wieder richtig auf und so kam auch sein komödiantisches Talent wieder zum Vorschein mit Sätzen wie "Wir haben zwei unkonzentrierte Fehler gemacht" hatte er die Lacher wieder auf seiner Seite. Leider endete sein letze Zeit bei Lautern unschön. Der ehemalige "Hütchen-Aufsteller" von Ottmar Hitzfeld wurde sein Trainer. Michael Henke hatte natürlich nicht annähend das gleiche taktische Wissen eines Ciraco Sforzas, dies führte zwangsläufig zum Zwist zwischen den beiden. Kaiserslautern stieg darauf hin, ohne den zum Zuschauen verdammten Weltklassespieler, sang und klanglos ab. Der Abstieg war natürlich nur die logische Folge einer Rückrunde ohne das Genie eines Ciriaco Sforza.

Sforza beendete daraufhin trotz dutzender Angebote seiner Karriere. Es wurde für den "Grand Signeur" des europäischen Fussballs langsam Zeit eine grosse Trainerlaufbahn zu lancieren.

und wenn er nicht gestorben ist lebt er noch heute.

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