Donnerstag, Dezember 21, 2006

"das ganze Stadion hüpft"



Seit fast achtzig Jahre steht es nun schon, das Stadion Tivoli in Aachen. Es ist sowas wie der heimliche Stolz der Karneval Stadt am Dreiländer-Dreieck Belgien-Holland-Deutschland.
Das überhaupt schon ereingnisreiche Jahr 2006 brachte diesem Stadion, und somit auch dem örtlichen Fussballverein, zum Abschluss noch ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Der deutsche Rekord-Pokalsieger FC Bayern München, gab sich heute beim Achtelfinale eben jenes Wettbewerbes die Ehre.

Auf der Intenet-Seite von Alemannia Aachen stand es klar und deutlich. Das letzte Mal wird an diesem Spieltag "wildes Parkieren" geduldet, ab dem 1.1.07 wird jeder Parksünder gebüsst.
Wir mussten allerdings nicht vom "wilden Parkieren" gebraucht machen und parkten unser Auto bei einem grösseren Möbelhändler in unmittelbarer Nähe des Stadions.
Eindrücklich schon von aussen das wunderschöne Stadion mit seinen alten Flutlichtmasten, die hell in die kalte Dezembernacht leuchteten. Drinnen stieg die Begeisterung noch an. Fernab der "WM 2006 Architektur", die bei vielen Bundesliga Vereinen in den letzten Jahren Einzug gehalten hat, finden wir hier ein Stadion aus alten Zeiten vor. Nur die Haupttribüne ist mit Sitzplätzen ausgestattet, der restliche Teil besteht aus Stehplätzen.
Die Heimstätte der Alemannia Aachen will so gar nicht in die heutige Fussball-Zeit passen.

Lecker, tiefgefrorene Krakauer Wurst und "Hmmm"eiskaltes alkoholfreies Bier bot die Gastronomie im Gästeblock an. So vertrieb man sich die Wartezeit auf das Pokalsspiel mit Bekämpfung des Unwohlseins in der Magengegend. Vorteilhafterweise wurde dieser "Brechreiz" nicht noch durch weihnachtliche Gassenhauer von irgendwelchen englischen Boybands unterstützt. Der Stadionsprecher weiss wohl hier was ein Zuschauer hören möchte, der sich auf ein Pokalfight unter Flutlicht freut. Weihnachten hin oder her.

Als die beiden Kapitäne mit ihren Mannschaften den Platz betreten, dröhnt Axel Rose und sein "live and let die" durch die Stadionboxen. Das erste Mal zeigt das Aachener Publikum dem Gästeblock, dass wohl alle Gesangsversuche aus dem Münchner Block ungehört bleiben werden. Der rheinische Bayern Fan mit den hübschen Zahnlücken, der vor dem Spiel zu seinem Kumpel hinüber schrie "Hier regiert der FC B", schaute jedenfalls schon ziemlich desilusioniert drein. Überhaupt ist die Stimmung im Gästeblock eher weihnachtlich besinnlich oder dann vorweihnachtlich gestresst. Ein angetrunkener Fan mit Freundin im Schlepptau kämpft sich seinen Weg, mit Faustschlägen in das Antlitz von anderen Zuschauern, frei.

Das Spiel beginnt und es wird wie es der KICKER wohl schreiben würde "ein flottes Spiel". Schön früh hätte die Entscheidung für den amtierenden Pokalsieger fallen müssen, aber wie merkte der ehemalige Bayern Stürmer Jügen Wegmann vor Jahren schon an:"erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu". Das Pech diesmal in Form eines wunderschönen Freistosstores durch den Rumänen Reghecampf der danach in der ersten Halbzeit, nach einem Sololauf durch die bayrische Verteidigung, nochmals zuschlug. Man kann sich vorstellen, dass sich das Tivoli Stadion nun endgültig in ein Tollhaus verwandelte. "Das ganze Stadion hüpft, das ganze Stadion hüpft" singen oder schreien die ausgelassenen Aachener nun, und wirklich das GANZE Stadion hüpft inkl.Hauptribüne. Ein euphorischer Fan steigt den Stadionzaun hoch und präsentiert herablassend seinen Alemannia Pullover in Richtung Gästeblock. Als Ebbers in der 44.Minute auch noch das 3:0 erzielt, gehe ich in Gedanken schon durch was den bis zum heutigen Tage die höchste Pokal Niederlage der Bayern war.
Ein 5:1 wie gegen den 1.FC Köln im Jahre 1972, sollte es dann aber doch nicht werden. Lukas Podolski schoss kurz nach seiner Einwechslung das 3:1 und als van Bommel auch noch den Anschlusstreffer schafft wird mancher Aachener Spieler und Zuschauer doch noch nervös. Wütende Angriffe der Bayern nützten allerdings nichts mehr und Schlaudraff, nach einem Alleingang, netzte zum eintscheidenden 4:2 ein.
Natürlich wieder das ganze Stadion am hüpfen, als Bayern Fan wollte man hingegen trotz beeindruckender Stimmung nur noch weg.

So ging es die 650 Kilometer, am Michael Schumacher Kart Center, Nürburgring und Hockenheimring vorbei, in Formel 1 Tempo wieder zurück in die Schweiz.



DFB Pokal Achtelfinale
20.12.2006
Stadion Tivoli
Alemannia Aachen : FC Bayern München 4--2
20'800 (ausverkauft)

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