Donnerstag, Juli 30, 2009

Ferien im Reduit

Während 25 Eidgenossen nichts besseres mit ihren Sommerferien anzufangen wissen, als in einer dunkeln, feuchten Bergfestung herumzusitzen, kehren viele Schweizer wieder aus ihrem Urlaub zurück. Ganz im Gegensatz zu den Teilnehmer der "Living History" Doku des Schweizer Fernsehen, werden diese Leute sicher erholt aus dem Ferien zurückkommen.

Das Staatsfernsehen wirbt breitspurig mit dem Begriff "Living History" Projekt. Wobei ich bezweifle, ob die Zielgruppe „Aktivdienstleistende 80+“, überhaupt annährend begreift was "Lifing Histori " bedeutet. Jedenfalls ein sehr sozialer Schachzug der Leute vom Leutschenbach, dass sie für die Generation, die den 2.Weltkrieg miterlebt hat, extra eine Sendereihe ins Abendprogramm aufnimmt. Man bietet ansonsten ja schon genug für die jungen Leute (Donnschtig Jass, SF bi dä Lüt und Kassensturz). Da möchte man als junger Stubenhocker-Familienvater (der ja nicht mehr jede Nacht bis zum letzten Vodka in irgendwelchen Clubs rumsitzen kann), am liebsten gleich selbst die Flucht ins "Reduit" antreten. Doch da würde man ja wieder auf diese 25 Hobby-Soldaten treffen, die für ein wenig Medienpräsenz, mal kurz den Jahresurlaub im Tessin oder am Gardasee storniert haben. Wahrscheinlich sehr amüsante und lustige Zeitgenossen "weisch no dä WK im 2003 ufm San Bernadino?". Mein Gott, dann doch lieber Champions League Quali schauen und hoffen, dass die "Dosenvertreter“aus Salzburg europäisch das zeitliche segnen…

Die Symphatieträger aus der Mozart Stadt sind gegen Zagreb schon fast raus, genauso wie der Schweizer Meister gegen den europäischen Top Verein aus Maribor. Vielleicht sollten wir uns auch fussballerisch ins "Reduit" zurückziehen, die Innerschweizer und die Walliser könnten ihren Meister ja selber ausmachen, und der Rest der Schweiz könnte sich mit Eindringlingen aus den benachbarten Ländern messen. Ganz im Sinne von General Guisan. Obwohl man weiss ja heute, das "Reduit" war nutzlos, hatte höchstens ideologisch einen Sinn. Die Deutschen hätten uns im Ernstfall wohl, ich zitiere einen äusserst braun angehauchten Fussballfan aus Deutschland: "die Schweiz das kleine Stachelschwein nehmen wir im Rückzug ein". Übel, übel, sind wir alle froh, dass es nie soweit gekommen ist. Historiker sind sich einig, was viele schon immer wussten, ohne unsere wirtschaftlichen Beziehungen mit dem deutschen Reich, wären wir wohl flugs ein Teil von Baden Württemberg oder Bayern geworden.

Einen einzigen Vorteil hätte diese Invasion aber gehabt, niemand hätte wohl 1989 die absurde Idee gehabt eine "Diamantfeier" (ich betone FEIER) für 450'000 Aktivdienstleistende zu organsieren. Der Grund war der 50.Jahrestag der Mobilmachung zum 2.Weltkrieg. Klar mussten die Soldaten in dieser Zeit viele Entbehrungen auch sich nehmen, trotzdem eine "Feier" zu diesem Zweck ist völlig deplaziert.
Die offizielle Schweiz und da schliesse ich das Staatsfernsehen mit ein, sollte statt "Big Brother Reduit" und irgendwelchen Militär Feiern, besser an die entbehrungsreichen Jahre für Frauen und Männer zurückerinnern. Gerade die Rolle der Frau, die während dem Aktivdienst des Mannes, praktisch im Alleingang für Haus und Herd sorgen musste, wurde in der Vergangenheit kaum gewürdigt. Zudem würde man statt "TV Festungs Hokuspokus", besser gut recherchierte Dokumentationen zur Rolle der Schweiz im 2.Weltkrieg zeigen (bitte aber zur "Prime Time" und nicht erst 23.55).

So müsste man aber wohl auf diese tolle Reduit-Sendung im Schweizer Fernsehen verzichten, und 25 Hobby-Soldaten würden statt in kühlen Festungsanlagen im sonnigen Süden ihre Ferien buchen....wäre ja auch Schade

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