Sonntag, Juli 26, 2009

FC Servette Genf : FC Gossau 2:1


NLB
3'557 Zuschauer

Nicht mal ganz zwei Monate ist es her, als der FC Gossau die Rückrunde im Genfer Stadion mit einer Niederlage abschloss. Dazumals war es der ultimativ letzte Auftritt der "Fürstenländer Horror Picture Show ". Ein Grossteil des Teams hat die Ostschweiz mittlerweile (gottseidank) fluchtartig verlassen. In den letzten knapp 60 Tagen hatten der Sportchef und der Trainer dementsprechend ein Mammutprogramm zu erledigen und mussten praktisch aus dem Nichts eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenstellen.

Diese Probleme kennen sie in der Calvin Stadt nicht, zwar rennt man schon seit Jahren den sportlichen Ansprüchen hinterher. Der finanzielle Hintergrund ist allerdings absolut vorhanden, nicht umsonst tummeln sich ehemalige grosse Talente wie Eudis oder Esteban im Kader der Westschweizer. Glaubt man den Gerüchten wäre es auch nicht verwunderlich, wenn sich in der Rückrunde der ehemalige Nationalspieler und französische Meister Patrick Müller für einen Gastauftritt auf dem Sportplatz Buchenwald die Ehre geben würde. Die grossen Namen auf dem Rasen und in der Gerüchteküche scheinen auch das kritsche Genfer Publikum wieder vermehrt anzulocken. Ganz zur Überraschung der Verantwortlichen, wie es scheint. Nur so ist es zu erklären, dass nur zwei Kassen beim Stadion geöffnet waren. Dies führte zu langen Wartezeiten, und hatte den Vorteil, dass wir fünf Gästefans kostenlos ins Stadion geleitet wurden, ein äusserst symphatischer Schachzug der Verantwortlichen. Der grosse Andrang vor dem Stadion sorgte schliesslich dafür, dass die Partie erst mit zehnminütiger Verspätung angepfiffen wurde. Die Gossauer Spieler mussten also noch ein wenig ausharren in den Katakomben des EM Stadions. Die Körpersprache die das Blau-Weiss gekleidete Team beim Einlaufen ins weite Rund dann zeigte, gab schon zu ersten Hoffnungen Anlass. Der Trainer Alex Kern wirkte ebenfalls äusserst motiviert, er liess es sich nicht nehmen jeden einzelnen Gossauer Anhänger mit Handschlag zu begrüssen. Der Auftritt der Mannschaft bestätigte dann auch den ersten Eindruck, sie kämpften, sie rannten, sie spielten intelligenten Fussball. Die Abwehr wirkte mit Rückkehrer Jean Pierre Tchetchoua auch wieder wie eine Verteidigung und nicht wie ein offenes Scheunentor. Einzig in der Offensive, in der die Gosauer äusserst dünn besetzt sind, blieb man sehr harmlos, Coutinho und Todisco fanden noch keine Bindung zum Spiel. Das ganze Spielgeschehen deutete immer mehr auf einen überraschenden Punktgewinn für die junge Mannschaft hin. Dann kam allerdings die 42.Minute und ein kollektiver Blackout des Schiedsrichter Trios, der FC Gossau kassierte ein Tor während der Schiedsrichter noch eine Gelbe Karte für Captain Avanzini notierte, zudem stand Torschütze Eudis im Offside. Dies hatte wutentbrannte Proteste duch Spieler, Betreuer, Vorstandsmitglieder und Anhänger zur Folge. Ein Mitglied unser Fangruppe konnte sich erst gar nicht mehr beruhigen, und deckte fortan den Linienrichter bis zum Spielende mit freundlichen Kommentaren ein. Nach der Pause kam es aber noch "besser" für die Ostschweizer, als der stark spielende De Lima nach einer "Schwalbe" die Gelb-Rote Karte erhielt. Diese Harakiri Aktionen des Schiedsrichters stachelten die Gossauer aber nur noch mehr an, fortan wurde der Aufstiegskandidat vom Genfersee in die eigene Hälfte gedrückt. Fabio Zancanaro und Silvan Eggmann, die sich Minuten vorher noch vor dem "Gästesektor" einliefen, und denen wir je ein Tor prophezeiten, sorgten für gehörig Wirbel im Strafraum der Romands.

Allerdings rückte die 90.Minute immer näher und bei Gossau stand immer noch die dicke Null auf der Anzeigetafel. Bei uns machte sich im Hinblick auf die Zug-Rückfahrt ausserdem eine gewisse Hektik bemerkbar. Dank der Verzögerung zu Spielbeginn wurde unser Zeitplan nämlich ziemlich durcheinander gebracht. Da wir auch noch einen Kollegen dabei hatten, der sich mit einer typischen Fussballer Verletzung und den damit verbunden Krücken herumplagt, wartete auch schon das Taxi vor dem Stade de Geneve auf uns. Dies alles rückte aber völlig in den Hintergrund, als Eggmann in der 89.Minute den Anschlusstreffer erzielte. Der eingewechselte Stürmer spielte letzte Saison noch gegen den FC Winkeln und den den FC Wängi in der 2.Liga regional. Ein paar Wochen später trifft der hoffnungsvolle Neuzugang vom FC Amriswil schon vor fast 4'000 Zuschauer in einem NLB Spiel.

Nun stieg der Puls beim Genfer Publikum und deren Spieler. Was für eine Blamage wäre das gewesen, gegen den Verein mit dem geringsten Budget gleich ein Punkverlust zu Saisonbeginn. Leider vermochten die Gäste aber gute Möglichkeiten nicht mehr zu verwerten. Trotzdem diese Leistung gibt zu grossen Hoffnungen Anlass, jetzt muss man noch mehr Durchschlagkraft im Angriff entwickeln, und es könnte eine gute Saison werden.

Für uns gings nun äusserst zügig Richtung Bahnhof. So schnell musste es gehen, dass sich unser armer Verletzter mit den Krücken, gar noch Blasen an den Händen einfing. Die Gehhilfen hatten aber auch einen Vorteil, zumindest hätte sich der Kreuzbandriss Geplagte gegen den durchgedrehten Typen beim Genfer Bahnperron wehren können, der auf alles einschlug was ihm gerade in den Weg kam. Reisende und Abfallküble inbegriffen. Die Krücken wurden dann doch nicht Zweckentfremdet, der Spinner machte nach einigen Minuten Amoklauf Bekanntschaft mit dem Sicherheitspersonal. Ansonsten verlief die Rückreise ziemlich ereignislos, nach zwei Mal umsteigen, und mit den mühsamen Nachtzügen (nöchschte Halt Schottikon) zum Schluss unserer Reise, trafen wir gegen 02.30 wieder in Gossau ein.

Für eine Mannschaft, die so kämpft nimmt man die Unanehmlichkeiten einer nächtlichen Reise quer durch die Schweiz allerdings gerne in Kauf.
Weiter so!!!!

PS: Danke für das Bau-Zubehör Lukas




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