Mittwoch, Juli 22, 2009

Ein Wort zu Frei

In den Ferien liest man, aufgrund fehlender Alternativen, ab und an die ehemals grösste Tageszeitung der Schweiz. Neben weltbewegenden Titelstorys von 14-jährigen Kinder die stundenlang in norditalienischen Flughafen Abstellräumen ausharren mussten, galt meine Aufmerksamkeit natürlich vorallem DEM Transfer schlechthin. Alex Frei, Schweizer Fussball Messias und selbstredend mit einer nicht gerade geringen Portion an Selbstvertrauen ausgestattet, wechselt nicht nach Manchester, auch nicht zum AC Milan oder zum FC Barcelona. Nein, ganz im Gegenteil für einmal bäckt der 30-jährige kleinere Brötchen rsp. Basler Leckerli (was für ein Wortspiel :-)). Mit dem Ferrari düste der BVB Publikumsliebling zur Unterschrift die 550 Kilometer vom Ruhrpott an die Stadt am Rhein. In der Schweizer "Super Liga" werden die Distanzen wesentlich kürzer sein, und statt einer gelb-schwarzen Wand im Westfalenstadion, werden ihn schon bald irgendwelche Rentner im Aarauer Brügglifeld begrüssen oder bepöbeln. Sportlich sicher ein Abstieg, zumal Frei im Gegensatz zu seinem Kumpel im Basler Sturm, tatsächlich über internationales Format verfügt.

Den Schweizer Fussballern im Ausland mangelt es teilweise am nötigen Selbstbewusstsein für den grossen Durchbruch. Gerade die Bundesliga Legionäre bemängelten in der Vergangenheit oft, dass der Schweizer Fussball bei den Germanen die selbe Wertschätzung geniesst, wie etwa Windsurfen in Kasachstan. Alex Frei kann man mangelndes Selbstbewusstsein aber sicher nicht unterstellen, in dieser Sache steht er z.b. mit Lance Armstrong oder auch mit Silvio Berlusconi auf gleicher Stufe. Dieses Mal wurde ihm sein Ehrgeiz, sein Streben das Alpha Tier zu sein allerdings zum Verhängnis. In Dortmund traf er auf Jürgen Klopp, auch nicht gerade ein Mann der das Licht der Öffentlichkeit scheut. Die zwei schienen irgendwie nicht zusammen zu passen, da der Schweizer Stürmer mit Star Ambitionen, auf der anderen Seite der erfolgreiche Jungtrainer, der in Sachen Schweiz schon ein gebranntes Kind ist. Wer diskutiert schon gerne jahrelang mit Urs Meier im selben Fernsehstudio?

Nun kehrt Frei also schon gar früh in der Karriere zurück in die Schweiz. Titel hat er keine geholt in seinen Jahren im Ausland. Er war mal Torschützenkönig in Frankreich, und scheint wohl auch mal beim FC Bayern im Gespräch gewesen zu sein. Zumindest deutet seine Aussage im Blick dazu "Kein Kommentar" schon irgendwie darauf hin. Obwohl vielleicht hat ihn auch nur der Bayern Busfahrer nach dem schnellsten Weg durch die Dortmunder Innnenstadt gefragt, wer weiss das schon? Im europäischen Fussball wird Alexander Frei also schnell in Vegessenheit geraten, im Gegensatz zum Titelsammler Chapuisat.
In der Schweiz schiesst Frei in der nächsten Saison wohl alles in Grund und Boden, aber das hätte er auch in drei Jahren noch gemacht. Ein Mario Frick erzählte nach dem ersten Spiel für seinen neuen Verein, dass er hierzulande viel Platz von den Verteidigern bekomme. Zur Erinnerung der gute Mann ist 35-jährig und war, mit Verlaub, nur ein durchschnittlicher Stürmer in verschiedenen italienischen Ligen.

Ein gewisses Unverständnis hat man da schon als Schweizer Fussballanhänger. Da wollen alle Spieler so jung wie möglich ins Ausland (Vonlanthen, Streller, Rochat, Esteban etc. etc.) und kehren dann meist frustriert zurück. Die bessere Variante wäre eine gute Karrierenplanung, die jungen Jahre in der Schweiz verbringen, später die Früchte der Arbeit in den europäischen Top Ligen ernten, um danach die letzten Profijahre noch beim Heimatclub zu verbringen. Eigentlich wäre Frei ja nicht mal so schlecht gelegen mit seiner Planung, allerdings wurde der Nati Captain letzte Woche 30 und nicht 35 Jahre alt….

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