Mittwoch, Juli 08, 2009

FC Dornbirn : FC Gossau

Freundschaftsspiel
Stadion Birkenwiese
500 Zuschauer

Testspiele zwischen Mannschaften der zweithöchsten Spielklasse locken in der Schweiz selten mehr als 100 Zuschauer ins Stadion. Mit der Aufstiegseuphorie im Rücken und dem Start in die neue Saison in Sichtweite, sieht der Publikumsaufmarsch bei unseren östlichen Nachbarn ganz anders aus. Über 500 Zuschauer fanden sich bei ungemütlichem Sommerwetter und herbstlichen Temperaturen im Stadion Birkenwiese ein. An einem eigens aufgestellten Stand wurden fleissig Saisonkarten verkauft, und die eingefleischten Voralberger Fussballfans diskutierten bei zapfrischem Mohrenbräu Bier über die Chancen auf den Klassenerhalt. Die Vorfreude auf die neue Spielzeit ist gross, stehen doch eine Vielzahl von Derbys an. Durch den Abstieg von Altach und den Aufstieg von Dornbirn, stehen neben den etablierten Vereinen aus Lustenau mittlerweile vier Clubs aus dem Vorarlberg in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse. Sehr zum Leidwesen der restlichen Vereine aus der Liga, die nun einige Male eine mühsame Reise auf sich nehmen müssen. Gibt sicher schöneres, als eine zwölfstündige Carfahrt von Wien nach Altach oder Lustenau.

Die Leute von der schreibenden Zuft beschäftigen sich ebenfalls schon intensiv mit dem Aufstiegsteam. Hektisch tippt ein Journalist Sätze in seinen Computer. Die Zigarette im Mund besteht praktisch nur noch aus einem Aschestummel, daneben steht ein Bier und seine Fotokamera. Wäre es nicht ein Laptop auf dem Tisch, sondern eine Schreibmaschine, man könnte glatt meinen der Schreiberling stamme aus einer anderen Epoche, und sässe auf der Haupttribüne des Wankdorfs an der WM 1954. Was er über den FC Gossau geschrieben hat weiss ich nicht, er hatte es allerdings einfacher als der Stadionsprecher. Dieser stand vor der schweren Hürde den Namen Jean Pierre Tchetchoua einigermassen fehlerfrei auszurufen. Es gelang ihm nach einem kleinen verbalen Stocken auch ziemlich gut. Der Kameruner Innnenverteidiger lieferte heute dagegen eine eher schwächere Leistung ab. Die Ankündigung von Trainer Alex Kern, dass einige Spieler nach dem anspruchsvollen Konditionstrainig ziemlich "stumpf" seien, bewahrheitete sich mehrheitlich. Öfters waren die Ostschweizer zu spät am Ball und auch die kreativen Aktionen tendierten in der ersten Hälfte gegen Null. Dies brachte den Gossauer Neo-Coach einige Male in Rage. Wiederum waren auch eine Vielzahl von Testspielern im Aufgebot. Von denen konnte vorallem Stürmer Kevin Zuber bei einigen Aktionen überzeugen. Der 19jährige vom FC Winterthur könnte eine Option für den Angriff sein. Dieser präsentierte sich ansonsten wieder äusserst harmlos. Der Ex-NLA Stürmer Enzo Todisco braucht wohl noch einige Wochen um die erhoffte Verstärkung zu werden. Die Verpflichtung eines weiteren Offensivspielers scheint für den FC Gossau unumgänglich, denn irgendwie muss man ja auch Tore schiessen um den Klassenerhalt zu schaffen. Der beste Torschütze hat sich ja bekanntlich Richtung Wil davon gemacht.
Ein paar schöne Tricklein und Finessen zeigte die brasilianische Neuverpflichtung De Lima. Leider wirkte er vor dem Tor teilweise sehr untentschlossen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob er sich zu einem brotlosen Spieler à la Zinna entwicklen wird, oder ob endlich ein Nachfolger für Thomas Knöpfel gefunden werden konnte.

Im Mittelfeld entwickelt sich Mario Bigoni langsam zum Gossauer Sorgenkind, leider erinnert nur noch wenig an seine Klasse Leistungen aus der Saison 07/08. Woran es fehlt weiss man nicht, wenn ihm nicht bald der sprichwörtliche "Knopf" aufgeht, steht der defensive Mittelfeldspieler vor einer schwierigen Saison. Vom jungen Schiendorfer erhofft man sich für die neue Spielzeit den Durchbruch, vom Potential her müsste dies möglich sein. Zwei weitere neue Gesichter, der liechtensteinische Internationale Christen und der blutjunge Claudio Holenstein könnten ebenfalls das Gesicht der neuen Gossauer Mannschaft prägen. Ihre Leistungen in den Testspielen geben grossen Anlass zu Hoffung. Ibrahmi der neue Spieler vom FC Schwanenstadt, lief bei diesem Spiel als Captain auf. Dies stachelte ihn allerdings nicht zu Höchstleistungen an. Zwar wirkt er äusserst ballsicher, doch teilweise ist Ibrahmi zu verspielt und verschleppt so vermeintlich gefährliche Situationen.

Der Defensivbereich wiederfuhr durch den Abgang von Alija eine erhebliche qualitative Schwächung. Testspieler Alex Veljanovski vom FC Solothurn, könnte diese wieder beheben. Seine Darbietung gegen die Voralberger war vielversprechend. Auf der Torhüterposition weiss man noch nicht recht wo man steht. Tobias Sutter ist ein starker Fussballer, ob er allerdings auch mit seiner Grösse in der NLB bestehen kann muss er noch beweisen. Christian Leite, sein Mitbewerber um den Posten als Nr.1, ist zwar grösser, einen qualitativen Unterschied konnte man bisjetzt aber noch nicht erkennen. Die letzten Testspiele werden über die Rollenverteilung im Tor entscheiden.

Die Partie endete mit 1:0 für den FC Dornbirn. Die Zuschauer verwechselten übrigens mehrheitlich den Gossauer Nachwusspieler Sanchez mit dem Brasilianer De Lima. Der Name Schanchez schien den Österreichern wohl grossartigen Fussball zu versprechen. Schon bei der Stadiondurchsage ging ein Raunen durch das Publikum. Hoffen wir, dass eine solche Entzückung auch in Gossau entsteht, wenn dann De Lima nicht nur zaubert sondern auch noch ins gegnerische Tor trifft.

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