vor einigen Monaten reiste ein Berner Fussballfreund, äusserst spontan zu einer Begutachtung der südamerikanischen Fussballkultur über den Atlantik. Auf gossau-geedanke.ch werden nun, in einer Serie, die spannenden Reiseberichte von Lukas veröffentlicht.
Südamerika Tour Oktober 2008-Der Aufbruch
Wir schreiben den Donnerstag 25. September und ich sitze im Zug nach Gossau. Am Morgen von England zurückgekehrt, steckte ich inmitten in meinen Zweiwöchigen Ferien und besuchte Freunde, bevor ich am Sonntag nach Thessaloniki ging. Mein Kopf war voller Gedanken, wurde doch YB im Cup den beiden ausgeschlossenen Mannschaften FC Alle und Wacker Grenchen zugelost und hatte dadurch ein Freilos, was mir wiederum ein freies Wochenende bescherte. Während ich im Kopf meine Agenda und die Spielpläne durchging wurde mir plötzlich klar dass daraus eine spielfreie Zeit von 3 Wochen entstand, da am Wochenende zuvor Länderspiele sein werden. Meine Gedanken überschlugen sich, 3 Wochen Spielfrei mitten während der Saison, wann wird es das wieder geben? Schon lange träumte ich von einer Reise nach Südamerika, nach meinem Vorgeschmack im letzten Jahr in Venezuela war der Wunsch noch grösser endlich mal Brasilien und vor allem Argentinien zu besuchen. Während noch um die Jahreswende eine ins Auge gefasste Südamerika Tour im Mai mit 2 Hamburger Kollegen aus Wetter- (Winter in Südamerika) und Jobgründen (Hochsaison im Mai) ins Wasser fiel, waren nun die Gegebenheiten schon um einiges besser, ist doch in Südamerika im Oktober frühlingshaftes Wetter, während es hier immer Kälter wird, dazu befand ich mich in einem gekündigten Arbeitsverhältnis auf Ende Oktober, da sollte es wohl möglich sein die Kündigung um 3 Wochen vorzuziehen. Die Fahrtzeit nach Gossau verging mit den Gedanken im Flug und noch am selben Abend wurden schnell im Internet die Flugpreise und die Spielpläne angeschaut. Während die Flugpreise mein Vorhaben nicht gerade begünstigten wussten die Spielpläne durchaus zu begeistern, war doch am Sonntag 19. Oktober das Spiel der Spiele in Argentinien, der „superclasico“ River Plate gegen Boca Juniors.
Bei Einkaufsbummel am folgenden Tag durch St. Gallen mit Coco, Flo und deren Töchterchen Emma war ich so begeistert von der Idee das mich Flo schon mit den Worten „Viel Spass in Südamerika“ verabschiedete, nun ja, soweit war ich leider noch nicht.
Leider war auch die Suche nach einem Mitfahrer nicht gerade einfach, durchaus logisch das viele meinen Vorschlag, dass wir in 10 Tagen für 20 Tage nach Südamerika gehen würden, Job oder Geldbedingt verneinen mussten.
Langsam machte auch ich mir die „vernünftigen“ Gedanken über Job und Kontostand und verwarf diese Idee, abgesehen von ein paar halbernsten Überzeugungsversuchen bei den Thessalonikimitreisenden, wieder.
10 Tage später, einen Tag nach dem letzten YB-Spiel für 3 Wochen, sass ich wieder im Büro, weit weg von Südamerika und nicht gerade motiviert, und bearbeitete meine in den Ferien angestauten Pendenzen. Als nachmittags meine Konzentration etwas nachliess und ich meinen Gedanken freien Lauf liess befand ich mich plötzlich auf irgendwelchen Airlines-Homepages wieder und suchte mehr unbewusst als bewusst Flüge nach Buenos Aires, Rio de Janeiro und Sao Paulo. Aus Vernunft und auf Grund des fehlenden Mitfliegers wurde die dauernd aufflackernde Idee jedoch wieder verworfen. Nichtsdestotrotz befand ich mich am Dienstag wieder auf den Homepages der Airline, aber auch hier regierte die Vernunft. Am Abend noch sass ich bei einem Kollegen in der WG am Tisch und starrte auf seine Weltkarte, ich erzählte ihm noch wie ich überlegte nach Südamerika zu reisen und wie geil es doch wäre und wie schade es doch ist das ich kein Mitfahrer gefunden habe. Nun ja, die Idee war wohl definitiv gestorben, würde ich nun doch kaum vor dem Wochenende fliegen können, was die sonst schon knapp bemessene Reisezeit definitiv zu kurz macht.
Trotzdem war ich mittwochs Mittag wieder auf der Iberia-Homepage und schaute mir die Preise an. Plötzlich wurde meine Aufmerksamkeit grösser, Genf - Rio via Madrid retour für nur 1000 Franken, Abflug am Donnerstagmorgen. Die Preise für die folgenden Tage waren drastisch höher, so das mir klar wurde das jetzt die letzte Chance bestehen würde. Ich schrieb mal einem Südamerikakenner und häufig Reisenden ein Mail wie denn die Lage fussballtechnisch momentan so sei.
Keine 5 Minuten später kam seine kurze Antwort, ich solle doch in ein paar Tagen noch mal schreiben, da er morgen für 3 Monate nach Argentinien reist wird er mir dann mehr sagen können.
Das schlug ein, ich müsste zwar alleine reisen, aber hatte wenigstens in Buenos Aires einen Kollegen den ich zwar nicht gut, aber immerhin flüchtig kenne und mit dem ich auch schon mal unterwegs war. Keine 5 Minuten später war ich am Verfassen des SMS, ob ich meine Kündigung auf heute vorziehen kann, an meine Chefin, die ausser Haus war und um 17 Uhr zurückkehren sollte, dran. Per Mail fragte ich noch einige ältere und vernünftige Kollegen was sie von der Idee hielten und was ich ins SMS schreiben soll. Nach ein paar Abänderungen, Korrekturen und Mails hin und her verschickte ich kurz nach 4 Uhr nachmittags das SMS. 5 Minuten später klingelt das Telefon, meine Chefin rief an. Ich nahm total nervös ab und wartete ab was sie dazu meinte. Ich solle eine Stufe höher gehen und den ranghöheren Chef fragen. Gesagt getan hatte ich 10 Minuten später das OK des höheren Chefs, er sagte allerdings die Entscheidungsgewalt liege nicht bei ihm, das müsse die direkte Vorgesetzte entscheiden. Ich schrieb ihr also wieder ein SMS und wartete bis sie um 17 Uhr ins Büro zurückkehrte. 1 Stunde und ein paar Rückfragen später hatte ich auch von der direkten Vorgesetzten das OK. In dieser 1 Stunde stieg der Flugpreis leider auch um 200 Franken, allerdings war ich mit meinen Gedanken schon viel zu weit das ich jetzt noch zurück konnte, ausserdem sind 1200 Franken für Südamerika immer noch billig. Diese Preiserhöhung gab mir noch ein bisschen die Möglichkeit die Flugzeiten und Möglichkeiten abzuchecken, da zu diesem Preis mehr Flexibilität möglich war. Wieder eine Stunde und ein Telefon mit meinen Eltern später war es definitiv, ich würde morgen nach Südamerika reisen. Somit buchte ich gegen 19 Uhr, also 13 Stunden vor dem Abflug den Gabelflug Genf – Madrid – Rio und Sao Paulo – Madrid – Genf für 1200 Franken.
Nun ging alles schnell, ich musste meine Dossiers abgeben, mein Abschiedsmail schreiben, das Pult räumen usw. Gegen 22 Uhr holte mich meine Mutter beim Büro ab und fuhr mich nach Hause, da sie mir noch schnell ein paar brauchbare Sachen mitgeben wollte, danke hierfür nochmals!
Zuhause liefen Telefon und Internetverbindung heiss, musste doch noch die ganze Reise grob geplant werden. Um 4 Uhr morgens war das wichtigste geklärt und ich widmete mich in folgender Stunde dem Duschen und Packen, um dann eine Stunde später im Zug nach Genf zu sitzen.
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