Sonntag, Dezember 07, 2008

FC Gossau : Servette Genf 0:3

NLB
Gemeindesportplatz
400 Zuschauer

Krusty und Thomas hatten Glück, ihr Spielbesuch in Gossau fiel auf einen idealen Termin. Es war "Geschenklisunntig" und so schlenderten wir gemeinsam die verkehrsfreie Hauptstrasse von Gossau rauf und runter. Sie sahen die Klischees, die viele Deutsche mit der Schweiz in Verbindung bringen, schnell bestätigt. An vielen Orten wurde Raclette angeboten, Banken gibt es in Gossau auch so einige, und schlussendlich trafen wir Verwandte von mir, auch noch ausgerechnet, beim Kauf eines Schweizer Taschenmesser an.

Krusty ist ein alter Bekannter aus meinen Zeiten mit dem FC Bayern, und langen Nächten in der Düsseldorfer Altstadt. Er fährt auch nicht mehr oft zum Münchner Branchenführer und ist nun vorallem in Sachen "Groundhopping" unterwegs. Vor einer Woche war er noch in Kairo unterwegs, und machte seinen 81.Länderpunkt in Ägypten. Die meisten Leute kennen wahrscheinlich nicht einmal 81 Länder...Krusty sah in jedem dieser Länder schon mindestens ein Fussballspiel. Sein Kollege Thomas hat das selbe ausgefallene Hobby, und fährt dazu ab und an auch zum FV Würzburg. Der Bayernliga-Verein befindet sich ebenfalls in akuter Abstiegsgefahr, und auch zuschauermässig kann der Fünftligist durchaus mit dem FC Gossau mithalten. Vielleicht entschied sich Thomas daher für das Spiel im Fürstenland, und verzichtete auf die wohl attraktivere Variante FC Winterthur:FC St.Gallen. Für Krusty stellte sich diese Frage nicht, da er schon mal auf der Schützenwiese war, und zurzeit an der "Komplettierung" (Groundhopping Jargon) der zweihöchsten Schweizer Liga arbeitet.

Die zwei Bayern bemerkten schnell, dass in Gossau nicht die grosse Fussball Euphorie herrscht, bis auf ein-zwei Westschweizer mit Servette Schal um den Hals, deutete in der Stadt kaum etwas auf ein bevorstehendes NLB Spiel hin. Da man daher nicht mit stundenlangen Warten an den Eingängen rechnen mussten, liessen wir uns mit dem Gang zum Stadion ein wenig Zeit, und genossen ein-zwei Glühweine im Ortszentrum. Dort waren die deutschen Gäste, dann doch ein wenig überrascht, weil die wärmenden Getränke kostenlos angeboten wurden. So sahen sie zumindest ein weiteres Klischee, nämlich das der geschäftstüchtigen Schweizer "Geldlimacher" widerlegt. Der Ostschweizer Glühweine schmeckte ihnen dann auch, obwohl Krusty augenzwinkernd anmerkte, er sei ja nicht der grosse Fan dieser warmen alkoholischen Getränke, höchstens mal ein Mass Glühwein, bei sommerlichen Temperaturen, in einem Münchner Biergarten.

Das diese lockeren und amüsanten Gespräche mit den beiden symphatischen Jungs aus unserem nördlichen Nachbarland noch das beste an diesem Nachmittag bleiben sollte, ahnte ich bis dahin noch nicht. Doch schon beim Eintritt auf den Gossauer Sportplatz, beschlich mich ein komisches Gefühl in der Magengegend. Ein Minusrekord an Zuschauern hatte ich im vorhinein den deutschen Groundhoppern bereits angekündigt, aber 400 sehr, sehr gut gezählte Zuschauer unterboten gar meine bescheidenen Erwartungen. Wären nicht die vielen mitgereisten Servette Fans um eine gute Stimmung besorgt gewesen, hätte die Atmosphäre etwas ziemlich trostloses gehabt. Das schlimme Gekicke unserer Mannschaft tat ihr übriges. Ambitionslos, ideenlos, und glücklos überliesen sie, den nicht gerade übermächtigen Genfern, die eminent wichtigen drei Punkte. Gut sind die beiden deutschen Groundhopper solche unterklassigen Spiele gewöhnt, ansonsten hätte ich mich als "Gastgeber" gar noch schämen müssen. So blieb jedenfalls ihr anfängliches Lob für die schöne, alte Holztribüne, dass einzig positive was sie über den FC Gossau an diesem Nachmittag loswerden konnten. Ich beneidete derweil meine Tochter, die den Grossteil des Spiel schlafend in ihrem Kinderwagen verbrachte.

Irgendwann endet aber auch der schlimmste Match. Die Gossauer Spieler schlichen entäuscht vom Platz und die beiden Bayern wurden von ihrem Fahrer abgeholt. Dieser war bei FC Winterthur gegen den FC St.Gallen, und zeigte sich von dem Spiel logischerweise deutlich angetaner als seine Kollegen vom Kick in Gossau. Wenn nicht im Frühling ein erneutes "Wunder" geschieht, werden in der nächsten Saison wohl kaum mehr Groundhopper den Weg nach Gossau auf sich nehmen. Gratis Glühwein, und alte Holztribüne hin oder her, die 1.Liga interessiert wohl kaum.


Fazit Hinrunde:
Mannschaft:
Tollen Leistungen gegen Wohlen und Nyon anfangs Saison, folgten teilweise desaströse Auftritte. Einzig ein Zwischenhoch mit guten Spielen gegen den FC St.Gallen und bei Yverdon gaben wieder Hoffnung, doch die letzten zwei Partien gegen Biel und Servette waren schlichtweg frustrierend.
PS: ist Safet Etemi in Schaffhausen eigentlich glücklich?

Fans:
noch immer sind wir extrem Wenige, die den FC Gossau lautstark unterstützen. Wie bei der Mannschaft wechselten sich auch bei uns Licht und Schatten ab. Guten Auftritten gegen Thun und St.Gallen, oder im Cup bei Seefeld, folgten Heimspiele bei denen wir der Mannschaft sicherlich keine Unterstützung waren. Klar braucht es manchmal Überwindung nur zu Dritt ein Lied anzustimmen, wenn vielleicht der ehemalige Lehrer oder Nachbar neben einem steht, doch wenn wir in Gossau nächste Saison noch NLB Fussball sehen wollen, müssen auch wir in der Rückrunde immer alles geben. Vielleicht bringt es ja das letzte Quentchen aus der Mannschaft heraus, denn nur wenn alles passt, ist ein erneuter Klassenerhalt überhaupt möglich.

Jetzt geht es aber zuerst noch zum Jahresabschluss nach Bern, und die Hoffnung bleibt, dass die Mannschaft in der Hauptstadt wieder ihr gutes (wahres?) Gesicht zeigt.
Ihr könnt es!!!

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