Donnerstag, Dezember 11, 2008

FC Gossau : BSC Young Boys Bern 0:1


Cup Achtelfinale
Wankdorf Bern
3'246 Zuschauer
Franz Sebastian Vincenz Maria Keel (mit zwei e ohni h) rief mich gegen Mittag an, und meldete noch zwei Kollegen für die Carfahrt nach Bern an. Er selber fahre mit dem Zug meinte die FC Gossau Vereinslegende. Einen Tipp für das Spiel wollte er mir aber dann doch nicht mitgeben. "2:1 für Gossau, i dä 90.Minute s' eins zu eins, und dän i dä 119.Minute s'zwei zu eins für dä FC Gossau", verkündete Keel auf seine im eigene, unvergleichliche Art. Er sei schon einmal richtig gelegen, damals im Aufstiegsspiel gegen den FC Solothurn. Vor zweieinhalb Jahren prophezeite er den Spielern, vor den Abfahrt Richtung Auswärtsspiel, dass sie mit einem 3:0 Sieg zurückkehren werden. Die Mannschaft reagierte amüsiert, und fragte, ob er den schon wieder zu tief ins Glas geschaut habe? Dabei sei es ja früh am Morgen gewesen, und er sei direkt von Zuhause gekommen, und dort trinke er keinen Alkohol, so Keel weiter.

So ging es also ohne Franz Sebastian, dafür mit sonstiger FC Gossau Vereinsprominenz Richtung Bern. Der Car war voll, was bei anderen Fanszenen in der Schweiz der Normalfall oder das absolute Minmum darstellt, verlangte von uns eine massive Werbung im Vorfeld ab. Deshalb waren wir richtig froh, als sich ein sehr gut besetzter Car vom Fürstenland aus zum Nationalstadion aufmachte.
Je weiter wir Richtung Hauptstadt fuhren, je extremer wurden die Schneeverhältnise. Ueli Maurer musste wohl schon am ersten Tag, die Schneeketten an seinem Bundesrats-Dienstwagen montieren. Sicher ist Sicher, gab da ja was mit einem Parteikollegen diese Woche.
Wir hingegen wurden absolut zuverlässig von unserem hervorragenden Chaffeur zum tiefverschneiten Wankdorf kutschiert. Das Witzige an der ganzen Sache, würden die Berner Young Boys nicht auf Kunstrasen spielen, hätte diese Cup Partie nie und nimmer stattfinden können. In der Hauptstadt sah es nämlich eher nach Winter Olympiade als nach Fussball aus. Hätte nicht angepfiffen werden können, wäre die Odysse auf der Suche nach dem Viertelfinalgegner von GC noch weitergegangen. Wahrscheinlich hätte man die Partie zwischen Gossau und YB in einem Trainingslager auf Mallorca austragen müssen. (der Ballermann)

Leider trug der Mittwochs Termin dazu bei, dass nur sehr wenig Zeit für eine Plauderei mit befreundeten YB Fans blieb. Dazu kam, dass der Treffpunkt der Berner Fussballfans im neuen "Shopping-Center Stadion-Bau", eher steril daher kommt, und uns daher ein schneller Abschied nicht gerade schwer fiel.
Das der Andrang zu diesem Cuphit nicht sehr gross sein würde, war wohl allen Beteiligten klar. Der ziemlich verwegene Wintereinbruch an diesem Tag, liess aber wohl noch den einen oder anderen Anhänger mehr, zuhause unter seiner warmen YB Decke verharren. Die Massnahme der Stadionverantwortlichen nur Gästesektor, Heimsektor und Haupttribüne zu öffnen, war daher absolut gerechtfertigt. Natürlich war der Aufmarsch im Gossau Sektor auf nicht gerade rekordverdächtig, jedenfalls brauchten die Berner keine Angst zu haben, dass die zwei Angestellten hinter dem Imbissstand während des Spiels einen akuten Burn Out erleiden würden.

Wir begrüssten unsere Mannschaft mit zwei Spruchbändern und einem grossen blauen Herzen in der Mitte des Gästesektor. Ein Aufruf an die kämpferische Leidenschaft der Spieler. Es ging dann aber trotzdem etwa so los, wie es sich die YB Veranwortlichen mit der Verlegung in die Hauptstadt wohl auch erhofften. Raimondi erzielte nämlich schon nach wenigen Minuten das 1:0 für die Hausherren, die ja heute offiziell die Gäste waren. Dieser Umstand sorgte übrigens dafür, dass die 3246 Zuschauer, leider, leider auf das Stadion TV verzichten mussten (moderner Fussball, gegen den).
Natürlich befürchteten Pessimisten aus der Ostschweiz nun bereits, dass man dem Wetter entsprechend, mit einem Eishockey Resultat zurückkehren würde. Doch diese Leute sahen sich getäuscht, spielte der FC Gossau doch gut mit, und war den Bernern ziemlich ebenbürtig. Der Tabellendritte der NLA zeigte Unterschichten-Fussball. Passend dazu vezettelte sich David Degen noch in ein Privatduell mit FC G Goalie Darko Damjanovic. Ein Streit für die Liebhaber der gepflegten Fussball Ausseinandersetzung. Auf der einen Seite, der begabte Ibiza Party-Urlauber und semi-talentierte Fussballer mit einer scheiss Frisur, sein Gegenüber, der Versicherungs Angestellte und Familienvater mit einer tollen Haarkreation. Der Gewinner war spätenstens nach 45 Minuten ausgemacht, als der Bruder des grossen FC Liverpool Stars (haha) in der Pause ausgewechselt wurde. Kenner der Gossauer Nr.1, wussten eh, dass der Ex-Nationalspieler nur verlieren kann..

Die Minus Temperaturen nagten nun schon bereits heftig an einigen Zuschauern. Die wärmenden Getränke schafften in der Halbzeit Unterbrechung wenigstens ein wenig Abhilfe und Vorsorge für die zweite Halbzeit. Den zweiten Abschnitt verbrachten die Spieler in Gelb-Schwarz dann weiterhin mit der Bewahrung ihres knappen Vorsprungs. Die Aktivsten auf Seiten der Berner, waren wie in der ersten Halbzeit ihre Fans. Gossau glaubte nun immer mehr an die Chance, hier und heute noch die grosse Sensation zu schaffen. Vielleicht konnte man so etwas wie der fussballerische Sprengkandidat aus der Ostschweiz darstellen, wenn es schon nicht mit dem SVP Nationalrat aus dem Thurgau, und seinem Bundesratssitz geklappt hat (Walter, Hansjörg). Schlussendlich wurde die Cup Partie ähnlich knapp entschieden, wie die Bundesratswahl, statt mit einer Stimme wars hier einfach ein Tor das den Ausschlag gab. In der 90 Minute vergab "Mr.Kaltblütigkeit" Tomislav Misura freistehend vor dem hervorragend postitionierten YB Goalie Colavitti. (Etemi Safet, Torinstinkt)

Aus! Die Gossauer Cup Träume wurden unter den Schneemassen des Berner Wankdorf begraben. Mittelfeldspieler Mario Bigoni deckte uns, sinnbildlich dazu, noch mit einigen Schneebällen nach dem Spiel ein.
Vor dem Car warteten bereits einige Berner Kollegen ("häsch mer es stadtbühler?"), die den Gesichtsausdruck von Leuten hatten, die gerade mit einem blauen Auge davon gekommen sind. Was bei den nicht gerade vom Glück geküssten YB Fans, ja auch eher eine Seltenheit darstellt.

Auf dem launigen Nachhauseweg, wo einige Unermüdliche noch gegen die Winterpause ansangen, kam mir dann plötzlich Franz Sebastian Maria Vicenz Keel (mit 2 e ohni h) in den Sinn. Hätte unser "Goalgetter" Misura in der letzen Minute zum 1:1 eingenetzt, Keel hätte vielleicht wieder recht gehabt, vielleicht…

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