Schwarzmarkt in Basel. Leider brachte, sogar das ansonsten eher träge Schweizer Fernsehen einen Bericht über die "ach so günstigen" Preise am Rheinknie. Das lockte natürlich viele Leute an. Da ich mich sowieso zufällig in der Nähe von Basel befand, und das Wetter herrlich war, schaute ich mich halt auf dem Ticketbasar auch noch ein wenig um.
Nervöses Treiben beim Hauptbahnhof Basel. Verzweifelte Ticket Dealer aus England, beschimpfen deutsche Fans als "fucking wanker". Dies sei doch ein verdammtes EM Halbfinale, die englischen und holländischen Fans würden tausende Euros bezahlen, die Deutschen aber am liebsten gar nichts. Mit wütendem Gesichtausdruck drehte sich der schmierige Brite von den teutonischen Schlachtenbummler ab. Die Preise lagen gegen Mittag bei ungefähr 250-300 Euro, wenn man gut verhandelte. Die Tickehändler meinten aber, dass der Marktpreis noch unter 200 Euro fallen würde. Diese Prognose konnte man am frühen Nachmittag durchaus als sehr optimistisch, aus Sicht der Verkäufer betrachten. Ich war jedenfalls in guter Voraussicht, dass ich am Abend für einen noch günstigeren Preis Einlass in den St.Jakob Park finden würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber noch nicht mit dem Ansturm, der deutschen "ich bezahl 300 Euro und mehr" Fans gerechnet. Diese hatten nämlich ebenfalls durch die Medien erfahren, dass beim Spiel Deutschland:Portugal, diverse Anhänger Tickets zum Orginalpreis auf dem Schwarzmarkt ergatterten.
Diese Leute waren wenigstens für Mario die Rettung. Der symphatische Philosophie-Student aus Potsdam, hatte sich extra nach Basel aufgemacht, um sein Ticket, das er mehr oder weniger zufällig erhalten hatte, zu verkaufen. Als Studierender hat man bekanntlich nicht gerade Geld im Überfluss, da wäre ihm ein hübsches Sümmchen durch den Ticketverkauf gerade recht gekommen. Doch zeitweilig musste der Babelsberg Fan fürchten, nicht mal seine Unkosten decken zu können. Auch die profesionellen Ticketmafiosi zeigtten wenig Interesse an seiner Karte. Einer von ihnen bot ihm ernsthaft 30 Euro und beim urchigen Bayer mit Lederhosen an und Kuhglocke im Arm, kam Mario ein wenig zu spät. Der volkstümliche Typ hatte soeben sein Bankonto geplündert und einem Schwarzmarkthändler einige Hundert Euro Noten in die Hand gedrückt.
So beobachteten Mario und ich weiterhin leicht amüsiert, dass Treiben vor dem Basler Bahnhof. Er lobte das Schweizer Bier, ich lobte die Babelsberger Fanszene und ihr schmuckes Karl Liebknecht Stadion. Währendesen weiterhin nervöse Leute mit Odonkor Trikots, und schwarz-rot-goldenem Haarersatz um Tickets handelten. Es waren ganz klar die deutschen Fans die hier nach Tickets suchten. Türken sah man fast keine, und Einheimische sowieso nicht. Standen doch zwei Mannschaften im Halbfinale, denen Herr und Frau Schweizer nicht wirklich die Daumen drückt.
Mario konnte seine Karte dann doch noch verkaufen. Er dachte zwischenzeitlich schon, er müsse sich das Spiel, dass ihn nicht wirklich interessierte, noch im Stadion anschauen.
Dann irgendwann gegen Abend hin, ging überhaupt nichts mehr. Die Preise stiegen eher nochmals. Nun war der Moment gekommen um sich mal mit einem Dosenbier in der Hand zum Stadion aufzumachen. Vielleicht geht dort noch was mit günstigen Tickets? Doch auch da gar nichts. Nur überalll euphorische Deutsche, die in unzähligen Busen herangekarrt wurden.
Letzer Versuch, nochmals Bahnhof Basel. Immer noch der selbe Mist. Massenweise deutsche Anhänger, die für diesen Zeitpunkt utopische Summen bezahlen, und den Preis vollständig zur Sau machen.
Einer von uns hat dann noch eine Karte für etwas mehr als 300 Franken gekauft. War mir aber immer noch viel zuviel.
So verabschiedete ich mich von Mario aus Potsdam, der sich wieder auf den Nachhauseweg nach Berlin machte. Wie wusste er noch nicht. Trampen oder so, meinte er.
Ich setze mich in den Zug in die Ostschweiz. Vom Spiel habe ich nichts mitgekriegt. Erst als ich den kopfschüttelnden Döner Verkäufer in Gossau sah, wusste ich, dass all die deutschen Kartenkäufer wohl auf ihre Kosten gekommen sind.
1 Kommentar:
Soso, und Du wirfst mir vor, ein Busenfetischist zu sein :-) "Nur überalll euphorische Deutsche, die in unzähligen Busen herangekarrt wurden."
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