Sonntag, April 13, 2008

FC Lugano : FC Gossau 2:2 (Das Wunder von Lugano)



Es dürfte so um die 85. Minute gewesen sein, als einige nicht gerade freundlich aussehende Luganesi zum Zaun des Gästesektors kamen. Sie waren allesamt in Bomberjacken gekleidet, und ihre Frisuren, rsp. ihre Glatzen machten nicht den Anschein, dass es sich bei den Dreien um friedliche Zeitgenossen handelt. Sie standen auf dem Parkplatz ausserhalb des Stadions, und der eine schrie ein paar Mal"Hey San Gallo, San Gallo hey"!
Es war dies nicht das einzige Mal während des Spiels, dass wir von Lugano Fans Besuch erhielten. Schon vorher spazierten einige Tessiner in den Gästeblock, aber in guten Gesprächen konnte man ihnen klar machen, dass wir an einer gepflegten körperlichen Ausseinandersetzung nicht im Geringsten interressiert sein. Nun schien es sich aber bei den drei Personen, auf dem Parkplatz vor unserem Block, um ziemlich hartnäckige Gesellen zu handeln. Um die Situation etwas zu entschärfen, und um nicht nach dem Spiel in einen ungewollten Faustkampf verwickelt zu werden, ging unser Kleinster dann mal runter zum Zaun, um mit den Typen das Gespräch zu suchen.
Etwa fünf Minuten später kam er wieder hoch, schaute kurz auf die Anzeigetafel, blickte nochmals hoch zum aktuellen Spielstand, meinte dann nur lakonisch. "Leck, die Tessiner, chönd nöd emol s'richtig Resultat iblende!" Er lachte dann kurz und hämmisch, schaute unsere freudenstrahlenden Gesichter an, sah verdutzt aufs Spielfeld, erblickte die jubelnden Gossauer und meinte: "Nei, eh nöd, ich fass es nöd, jetzt händ die no 2 Goal gschosse?" Er konnte es natürlich noch weniger realisieren, als wir anderen, weil er das "Wunder von Lugano" ja nicht mal gesehen hatte! "Man ich Tubel, ich ha scho ghört das dä Etemi usgrufe händ, i ha aber gmeint dä häges usgwechselt".
Mit der Auswechslung lag unser Dani aber komplett daneben. Etemi schoss nämlich in der 89 Minute, wie aus dem Nichts, den Anschlusstreffer zum 2:1. Wenig später erzielte dann sogar noch Idrizzi den Ausgleich, aber dazu noch später mehr...

Im Tessin erwarteten uns nicht die erhofften Frühlingstemperaturen. Nein es war sogar eher kühl. Der Zuschaueraufmarsch hielt sich, dem Wetter entsprechend, auch sehr in Grenzen. Nur, gut gezählte, 44o Zuschauer fanden sich im Stadion Cornaredo ein. Hier wird in einigen Wochen, die Schweizer Nati ihr letztes Freundschaftsspiel vor der EM bestreiten. Was für ein Glück also, dass es noch den Vorgaben der Swiss Football League entspricht, und auch NLB Spiele hier absolviert werden dürfen. Trotz dem nicht gerade atemberaubenden Aufmarsch des Heimpublikums, waren die Gossauer Spieler, dem Vernehmen nach, nicht sehr optimistisch vor dieser Partie. Der Grund war wohl, die klare Heimniederlage gegen die Luganesi, vor ein paar Monaten. Anfänglich sah es auch so aus, als ob wiederum alles gegen die Fürstenländer laufen würde. Der souverän spielende Goalie Darko Damjanovic, musste nämlich, aufgrund einer Verletzung, in der 40 Minuten ausgewechselt werden. Dies genau in einer Phase, als die Tessiner mit viel Druck auf das Gossauer Tor stürmten. Vier Minuten später, und kurz vor Apfiff der ersten Halbzeit, schoss der FC Lugano dann prompt das 1:0. Ersatztorwart Tobias Sutter war allerdings chancenlos, und spielte auch sonst eine gute Partie. Trotzdem fiel der Treffer natürlich zum gänzlich unglücklichsten Zeitpunkt.
Optimismus und Pessimismus hielten sich dann in der Pause die Waage. Die einen meinten nach dem Genuss eines Halbzeit-Coretto Grappa "do holed mer no än Punkt". Die anderen waren da eher nicht dieser Meinung, gut die hatten vielleicht auch nicht das selbe Pausengetränk.
Als dann in der 75.Minute, der starke Pascal Renfer auch noch das 2:0 schoss, waren sich nun aber alle Gossauer einig, dass hier und heute nichts mehr gehen würde. Zu clever spielten bis dahin die Lugansi. Abgebrüht würden die Tessiner Profis, wohl den Erfolg locker über die Zeit bringen, das die einhellige Meinung.

Doch ein FC Gossau der Saison 2007/2008 gibt nie auf! Vom Regen in die Traufe, von totaler Aussichtlosigkeit in die grosse Glückseeligkeit. Durch eine phantastische Energieleistung, schafften sie, wie schon erwähnt, in den letzten 2 Minuten noch den Ausgleich. Unfassbarer Jubel, fassungloses Staunen, oder auch einfach nur lautes glückseeliges Lachen im Gästesektor.

Die Mannschaft verabschiedete sich, nach dem Spiel, von den euphorisierten Gästefans. Sie schienen auch noch völlig überrascht über das soeben Geschehene, und konnten ihr Glück wohl selber kaum fassen.
Trainer Vlado Nogic, meinte "Heute war es sehr schwer!" In der Tat, da hatte er Recht, und vorallem war es Unglaublich.

Unser Dani meinte nach dem Match nur noch: "Gopf jetzt fahr ich Tubel, extra is Tessin wege däm Spiel, und verpass beidi Goal, aber Hauptsach än Punkt gwunnne!"
Als kleiner Trost, neben dem Punktgewinn, blieb ihm auch noch, dass sich die drei Typen in den Bomberjacken, in der Zwischenzeit aus dem Staub gemacht hatten.
ehemalige Gossauer Stürmerhoffnung, im Doppelpass-Spiel mit deutschen Touristen, vor dem San Bernadino Tunnel.
90 Minuten ansingen gegen den heftigen Wind und ein, fast leeres, Stadion. Dazu eine schier unglaubliche Schlussphase, dass alles ermüdete sichtlich.

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