Sonntag, Februar 10, 2008

Schülerreisli-Ein Geschichte von Taxis, Gruppenfötelis und verpassten Flügen










Es gibt, sagen wir mal, normale Auswärtsreisen mit der "Nati", wo eigentlich immer etwa die selben Leute am Start sind. Man ist sich da meistens ziemlich einig, dass der Ausflug günstig sein soll und man nicht unbedingt unnötig Geld verpulvern sollte, höchstens natürlich wenn es um alkoholhaltige Getränke geht. Dann gibt es aber auch noch die sogenannten "Schülereisli", mit Kollegen aus dem privaten Umfeld von Gossau, die jetzt nicht unbedingt an jedem Auswärtsspiel dabei sein wollen. Sie freuen sich einfach auf ein-zwei amüsante und meist ausschweifende Tage in der Fremde. Diese speziellen Trips sind auch immer sehr witzig und spassig, aber es ist auch ein immer währender Kampf gegen Taxis und Gruppenfötelis...

Ein Reisebericht:
Von Romanshorn aus gings mit der Fähre nach Friedrichshafen, wo schon das erste Mal das Wort Taxi von meinen "Schülerreisli" Kollegen zu vernehmen war. Alle Überzeugungsversuche meinerseits, dass wir noch genügend Zeit hätten um mit dem Zug an den Flughafen zu kommen waren natürlich umsonst, zum Bahnhof hätte man ja "noch" 200 Meter laufen müssen.
Nach einer holprigen Landung, die zur Heilung der Flugangst eines Mitreisenden, sicher nicht förderlich war, ging es in England darum vom Flughafen Standsted nach London zu kommen. "Taxi, Taxi" mit grossem Erschrecken hörten das einige von den Fussball Reisenden unter uns. Der "Schülereisli Fraktion" war also schnell klar wie wir in die Stadt kommen sollten. Mit dem Geld für eine einstündige Taxifahrt in die Londoner Innenstadt hätten aber einige von uns wohl locker einen 3-wöchigen Trip durch Südamerika absolviert. Andere Schweizer Fans am Flughafen hatten da andere Probleme als die Auswahl des Fortbewegungsmittels. Schweizer Frau zu Schweizer Mann: "Also wend wieder nur wegem Suufe do bisch, dän wird i hässig, da chas doch nöd sie!!
"Suufe" war dann auch das richtige Stichwort für die "Schülerreisli Fraktion". Nachdem der Bus in die Innenstadt nicht im gewünschten Tempo vorankam, musste ich mir bereits folgendes anhören: "Du häsch gseid am Eis hocked mer imme Pub in London, und jetzt hocked mer i däm Schiss Bus"!
Nun gut, um 13.40 sassen wir dann auch im Pub, was aus der Sicht meiner Kollegen, vierzig verlorene Minuten waren. Wenigstens für das Hostel erhoffte ich mir Lob von den Dreien, denn die Unterkunft war wirklich sehr günstig und für Londoner Verhältnisse auch sehr komfortabel. Luxus Pur jedenfalls verglichen mit dem Rattenloch, in dem ich vor einigen Wochen in London nächtigte. Leider durfte ich nur Kritik für die Buchung einstecken. "Neschter wie im Gfängnis" meinten sie. Nach den ersten Pints gings weiter in ein anderes Pub, wo wir uns mit Kollegen aus Bern und Luzern trafen. Das Pub war 2 U-Bahn Stationen entfernt, was die "Schülerreisli-Fraktion" nicht davon abhalten konnte, den Vorschlag einer Taxi-Fahrt einzubringen. Dieser an und für sich schon idiotische Vorschlag, wurde noch viel bescheuerter aufgrund der Tatsache, dass für London ein nicht untypisches dichtes Verkehrsaufkommen herschte. Nun ja, irgendwie kamen sie dann doch mit der U-Bahn mit, obwohl überzeugt von der Sache waren sie nicht. Danach verbrachten wir einige gemütliche Stunden im besagten Pub, und auch das Wort "Taxi" fiel nur noch etwa zehn Mal. Dafür brachten die Berner Kollegen, sogar kantige, englische Hooligan Bulldogen Gesichter zum Lachen, als jemand von ihnen plötzlich mit einer Schwimmweste, die er sich von einer Fluggesellschaft entlehnt hatte, im Pub rumrannte. Irgendwann verabschiedete ich mich dann von der illustren Gesellschaft und machte mich auf zum Wembley Stadion, alleine und natürlich mit der U-Bahn. So ersparte ich mir wenigstens die "Taxi" Diskussionen mit der "Schülerreisli Fraktion".

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass der Taxi Wunsch bei meinen Kollegen nach dem Spiel, beim Anblick von zigtausenden Fussballfans die zur U-Bahn Station strömten, nicht gerade Leiser wurde. Wir einigten uns rasch und so trennten sich also die Wege der "Schülerreisli Fraktion" und der "Bern-Gossau Assi Fraktion".
Am anderen Morgen hörte ich dann die wildesten Geschichten von den Dreien. Nachdem sie endlich ihrer Taxi Leidenschaft frönen konnten, nutzten sie dies natürlich auch aus. Was sie unter Londoner Taxifahrern äusserst beliebt gemacht hat, 5 Pfund Trinkgeld sind ja auch nicht gerade knauserig! Nicht so beliebt waren meine Kollegen aber bei zwei englischen Polizisten, die sie aus irgendeinem Grund nach Hause begleiten wollten. Nur soviel, angetäuschtes öffentliches Urinieren Nachts um halb Vier kommt bei den Engländern nicht so gut an, und die Ausrede "It's only a Joke for dä Taxifahrer" nützt auch nicht sehr viel. Dem Taxi Driver schien die Aktion aber Gefallen zu haben, Hupend und Lachend sei er an ihnen vorbei gefahren, meinten sie noch. Nachdem sich alle von ihrem Kater einigermassen erholten hatten, gings auf Sightseeing Tour, natürlich und trotz erheblichem Widerstand mit der U-Bahn. Als es von der U-Bahn Station zur Tower Bridge einge Meter zu Fuss ging, musste ich mir natürlich schon anhören, wieso ich nicht gesagt habe, dass man bei dieser Reise einen Wanderstock brauche. Dazu wurde es jetzt auch noch mühsam mit der Fotografiererei, und das Wort Gruppenföteli gehörte ab diesem Nachmittag auf meine persönliche Liste der "Unwörter des Jahres". Mit vielen Gruppenfötelis aber ohne Wanderstock und Taxis schauten wir uns danach noch Big Ben und einiges mehr an, um uns schliesslich zweieinhalb Stunden vor unserem vermeintlichen Abflug an den Flughafen Heathrow aufzumachen. Ich muss dazu sagen, dass ich schon den ganzen Nachmittag ein merkwürdiges Gefühl hatte, so eine Art Vorahnung. Nachdem wir aufgrund von technischer Probleme der U-Bahn, erst 44 Minuten vor Abflug und 1 Minute nach Check In Schluss am Schalter der British Airways ankamen, hatte sich meine Vorahnung dann bestätigt. Die Reaktionen darauf, sind jetzt schwierig zu beschrieben von "I gang jetzt mol eis go Rauche" bis "Taxi i ha jo immer gseid mer sölled s'Taxi neh" über "verdammti Inselaffe" hörte man so einiges. Wenigstens teilten wir unser Schicksal mit ca. 20 weiteren Schweizern. Schnell war uns klar, dass wir an diesem Abend nicht mehr zurück nach Helvetien kamen, da es schon 19.00 war, aber wenigstens buchte uns die British Airways ohne Probleme einen Gratis Rückflug am anderen Morgen um 07.10. Natürlich konnte man insbesondere von der "Schülerreisli-Fraktion" keinen mehr dazu bewegen den Flughafen zu verlassen. Ihr Vertrauen in sämtliche U-Bahnen war endgültig erschüttert.

Wir machten aber das beste aus der Situation und verbrachten mit einem symphatischen Päärchen, dass dann eben doch irgendwie kein Päärchen war, einen amüsanten Abend im Flughafen Pub. Der Verlauf des Abends war feuchtfröhlich und die Trinkkadenz ziemlich hoch. Man musste sich schliesslich für die harten Flughafen Bänke schlaftauglich machen. Um 23.30 verliessen wir gezwungernermassen das Pub. Wir waren die zweitletzten Gäste. Der letzte Gast übte sich dann noch in einer hübschen Keilerei mit dem Barkeeper. Umso erstaunter waren wir, dass der erwähnte letzte Gast (auch nicht mehr wirklich nüchtern), danach eingermassen unversehrt das Pub verliess, die Rolltreppe runterfuhr und an einem Hotel-Buchungsstand weiterarbeitete. Die Engländer man fasst es manchmal nicht...

Am nächsten Morgen, kamen wir "Oh Wunder" doch noch von dieser Insel weg, von der ich im Übrigen für die nächste Zeit die Schnauze so richtig voll habe. In Kloten angekommen nahmen wir dann das Taxi ähh den Zug nach Hause. Einige von uns mussten noch Arbeiten gehen, andere sahen sich dazu ausserstande. Hat jedenfalls wieder grossen Spass gemacht, zwei Tage mit der "Schülerreisli-Fraktion" unterwegs zu sein, aber ein-zweimal im Jahr reicht dann doch :-)). Nächstes Jahr am liebsten nach Moskau, da hat so schöne U-Bahnen.

PS: am Tag darauf erzählte mir ein Kollege, dass seine Mitarbeiterin ebenfalls den Flug zurück in die Schweiz verpasst habe. Sie waren mit dem Taxi unterwegs, und blieben im Stau stecken...wie gesagt mit dem Taxi

PS II (Insider): Die Reise wird als Geburtsstunde des "Sportsocken-Pitsch" stets in Erinnerung bleiben.

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