Freitag, Februar 08, 2008

England : Schweiz 2:1

Länderspiel
Wembley Stadium

86857 Zuschauer

(ums vorneweg zu nehmen, ein Reisebericht und Bilder dieses sehr amüsanten England Tripps folgen noch. Hier zuerst aber der Matchbericht)

Nein, auf die verpasste Euro Teilnahme sollte man die Engländer nicht ansprechen. Britischer Humor hin oder her, die nationale Schande haben die Inselbewohner immer noch nicht richtig verdaut. Ein Bekannter, der schon einige Zeit in London wohnt und arbeitet, meinte, nach der verpassten EM-Quali hätten seine Arbeitskollegen eine Woche lang, wirklich sehr üble Laune gehabt. Nun spricht aber auf der Insel niemand mehr vom "Super Gau gegen Kroatien", das Thema scheint irgendwie totgeschwiegen zu werden, jetzt herrscht erstmal der "Fabio Hype"! Jede Zeitung ist voll mit Berichten über den neuen Coach der "Three Lions", dem Gegner wird dagegen, gewohnt britisch egoistisch, kaum eine Zeile gewidmet. Wegnigstens findet das Schweizer Wappen doch noch Platz auf den "Match-Schals" die massenweise vor dem Stadion verkauft werden. "Capellos First Match" steht da in grossen Lettern drauf, und die Engländer sind wieder mal sehr euphorisch...

Neben unzähligen Fanartikel Ständen und Imbissbuden säumen schon 2 Stunden vor Spiel tausende Fans, die White Horse Bridge, die Fussgängerbrücke zum neuen Wembley Stadion.
Die Brücke hat ihren Namen von dem legendären FA Cup Final zwischen den Bolton Wanderers und West Ham United, als sagenhafte 200'000 Zuschauer das Wembley Stadium füllten, und ein Polizist samt Pferd, im Alleingang die Zuschauer an den Spielfeldrand drängte.
Eindrücklich sieht es schon aus, das riesige Stadion mit dem, wahrhaft grosskotzigen Bogen, über dem Stadion Dach, drinnen sieht es auch noch eindrücklich aus, aber es fehlt irgendwas..., es macht einfach den Eindruck eines nicht sehr innovativen Zweckbaus.

Etwa 2'500 Schweizer Fans wollten das Spiel Live miterleben. Vergnügt trinken sie in den Katakomben vor dem Gästeblock ihr Bier für 9 Franken und essen Hamburger für 18 Franken. Neben überriesenen Preisen nerven vorallem die Stadion Stewards, die wohl wenn die Entwicklung in England so weiter geht, den männlichen Stadionbesuchern beim Toilettenbesuch, zur Kontrolle das auch alles dort hin geht wo es soll, das Geschlechtsorgan halten werden. Einige Schweizer Touristen der Sorte "I ha 100 Stutz für d'Billet zahlt, i wött hocke", solidarisieren sich aber im Laufe des Abends mit den Stadionwächtern und schwärzen Schweizer Anhänger an, die an einem Fussballspiel Singen und Stehen wollen, was mittlerweile in der Heimat der Fangesänge als assozial gilt. Am Anfang stehen aber sogar all die Krawattenträger in der Schweizer Kurve, denn es wird eine Schweigeminute für das tragische Flugzeugunglück von München 1958 gehalten, als viele talentierte Fussballer von Manchester United tragisch ums Leben kamen. Leider gibt es auch hier Unverbesserliche auf beiden Fanseiten, die das Gefühl haben, die Ruhe stören zu müssen. Daher muss die Gedenkminute nach einigen Sekunden abgebrochen werden, was in der englischen Presse am Folgetag stark kritisiert wird.

In der Schweizer Kurve wird im Laufe des Abends, ein neuer Publikumsliebling geboren. "Benaglio! Benaglio", nach jeder weiteren mirakulösen Parade der neuen Schweizer Nummer 1, wird das abfeiern des Zubi Nachfolger noch lauter. Pascal Zuberbühler, selber, erlebt wohl einen der bittersten Momente seiner Karriere. Der symphatische Jungspund und bescheidene Diego Benaglio, scheint in seinem ersten Spiel als Nr.1 mehr Anerkennung zu bekommen, als der selbstüberzeugte Thurgauer in seiner gesamten Nati Karriere. Neben den prächtigen Aktionen von Benaglio, bietet das Schweizer Spiel aber kaum EM taugliches. Der Sturm ist inexistent und Hakan Yakin beweist wieder mal fehlendes internationales Format. Im Stadion ist die Stimmung dem Spiel angepasst eher, gelinde gesagt, nicht so toll. Wie angetönt beschäftigen sich einige Schweizer Anhänger lieber mit dem verpetzen von "Steh-Zuschauern", als mit dem Spiel. Anstatt sich gross darüber zu nerven, lobt sich ein Berner Kollege dann doch lieber im Selbstgespräch für sein gutes Trinkverhalten im bisherigen Tagesverlauf. Die Engländer bejubeln zwar die 2 Tore gegen die kleinen Schweizer sehr euphorisch, aber ansonsten herrscht auch bei ihnen, Tristesse. Einmal wirds sogar noch spannend, als der türkische Secondo Derdyok, knapp 12 Jahre nach Kubi Türkylmaz wieder ein Tor für die Schweiz im Wembley Stadion erzielt.

Nach dem Spiel gehts noch in ein Pub in Stadionnähe, wo mit den Engländern noch ein wenig gesungen wird, und sich 40jährige Mütter mit ihren 16jährigen Töchtern (Kleidung Trainerjacke und Trainerhose) gepflegt betrinken und sich nach der Frage über ihren Arbeitsplatz sehr einig sind "Fucking Work"...
Tja diese Engländer, schon ein lustiges Völkchen, übrigens über etwas anderes sind sich sogar alle Engländer einig. Sie werden Europameister diesen Sommer, oder sicher Weltmeister 2010. Fabio Capello wirds schon richten.

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