Freitag, November 24, 2006

Moskau Reise

Aufpassen muss man schon bei diesen Eingängen zur Moskauer Metro, hat man nämlich kein Ticket oder läuft durch ohne es zu entwerten, kommt gleich seitlich eine Metallstange rausgeschossen. Dieses Beispiel ist symtomatisch für diese Stadt oder wahrscheinlich dieses Land das sollte sich in den nächsten Tagen noch einige Male zeigen.

1.Tag
Montag gings ziemlich früh ab Zürich Kloten nach Moskau, an Bord waren die Tanja aus München, Steph P., Steph L., David und ich. In Moskau angekommen, dann der erwartete kleine Kälteschock aber weniger schlimm als erwartet, zügig gings nun mit dem Bus weiter zu einer U-Bahn Station von wo wir dann zum Hostel gelangten, dass vorteilhafterweise im Zentrum von Moskau lag an der Old Arbat Strasse etwa 20 Minuten vom Kreml weg. Als Anhaltspunkt zur Suche nach dem Hostel diente uns das riesige und imposante Gebäude des russischen Amt für Äussere Angelegenheiten, dass gleich in der Nähe unseres Hotels lag. Unser Hostel war eine ganz "besondere Sache" und nicht wirklich offiziell, draussen war nichts angeschrieben und es hätte nur noch gefehlt, dass man draussen durch die Lautsprechanlage einen Geheimcode hätte durchgeben müssen. Das Hostel selber war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, aber auf den zweiten schon. Unsere Absteige war nämlich eine ganz normale Wohnung mit drei Zimmern in denen es jeweils drei doppelstöckige Ikea Betten hatte. Eine ganz wackelige Angelegenheit kann ich da nur sagen. Die Türen konnte man nicht wirklich schliessen geschweige den zusperren, aber dafür konnte man machen was man wollte und das Hostel Personal sollte noch einige Male ungläublig den Kopf schütteln. Wir wurden gleich von ein paar weiteren Bayern Fans darauf hingewiesen, dass es nicht so eine gute Idee wäre draussen vor der Hostel Türe lange rumzulungern. Die örtliche Polizei wäre dann ganz geschwind da um sich einen kleinen Obulus für den nahen MC Donalds abzuholen. Mit dieser wichtigen Info im Gepäck gings dann zuerst gleich mal Richtung Kreml. Der nächtliche rote Platz und der Kreml waren ein fantastischer Anblick, man riecht förmlich die Geschichte Revolution 1917, der kalte Krieg, Augustputsch gegen Gorbatschow 1991. Ich hatte auch die Bilder im Kopf, die man als Kind im Fernsehen gesehen hat, wie tausende russische Panzer zur Parade über den roten Platz fahren. Nachdem wir das erste Kultur Programm beendet hatten gings wieder zurück zum Hostel, in desen Nähe wir einen 24 Std. Laden entdeckten, der wirklich alles erdenkliche führte von Bier aus dem Allgäu bis zum Bergkäse aus der Schweiz aber natürlich auch ziemlich günstigen Wodka und dieses wiederum wurde dem David zum Verhängnis. Morgens um sechs auf dem Gang zum Klo entdeckte ich ihn schlafend mit dem Kopf auf der Tischkante im Hostel-Flur.

2. Tag
Heute gings mit RS-Krusty und dem Coburger, die aus München eingetroffen waren, wiederum zum roten Platz und auch noch in das teurste Einkaufszentrum Russlands, das GUM. Wahnsinn, was den 85'000 Millionären die Moskau angeblich haben soll, in diesem Palast alles feil geboten wird. Natürlich ein beklemmendes Gefühl, wenn man bedenkt wieviel Armut es in ganz Russland und in Moskau gibt.
Neben dem Kreml das zweite Pflichprogramm für jeden Touristen sind die schönsten U-Bahn Stationen der Welt. Eine verwegene Behauptung, aber man kommt bei einigen Stationen nicht aus dem Staunen heraus. Eines der wirklich wenigen positiven Dinge die der Tyrann Stalin angeordnet hatte war der Bau dieser prestigeträchtigen "Untergrund Kathedralen". Nach dem zweiten Kultur Teil unserer Reise, sollte es nun aber endlich mal zum Fussball gehen.

CSKA Moskau : FC Porto 0:2
Champions League Gruppenphase
Lokomotive Stadion
28'000 Zuschauer
Als erstes sticht einem die wahnsinnige Masse an unformierten Leuten ins Auge. Vladimir Putin hält sich ohne Zweifel einen so grossen Polizei und Militärapparat wie zu "schönsten" Zeiten des Kalten Krieges. Trotz fast undurchschaubaren Massen an Sicherheitspersonal, hatten wir ziemlich schnell unsere Tickets in der Hand. Haupttribüne für umgerechnet 45 Franken, günstiger war fast nicht möglich, gut ZSKA Block aber dann doch schon lieber ein paar Franken mehr ausgeben. Vor dem Spiel gings noch in eine dem Stadion nahe gelegene Kneipe, in der es ziemlich friedlich zu und her ging. Einzig ein stockbesoffener Russe setzte sich blöderweise zu uns an den Tisch als er merkte, dass wir wahrscheinlich nicht aus Moskau, Wolgograd oder St.Petersburg kommen sondern eher aus dem deutschsprachigen Raum. "You know huligans from germany, you know" und weiteres besoffnes Geschwaffel, wir waren schnell weg.
Im Stadion dann etwa drei Kontrollen von Kopf bis Fuss, zuständig dafür grimmig drein schauende Uniformierte. Der Ground selber ist ziemlich modern und recht hübsch anzusehen. Das Stadion füllte sich langsam aber am Schluss war es dann ziemlich voll und die ZSKA Fans zogen eine geniale Choreo ab. Veni Vidi Vinci hies es darauf, ausserdem waren noch einige Sehenswürdigkeiten aufgemalt. Die ZSKA Fans waren auch recht laut, was mir auch gefiel, dass die meisten Leute im Stadion fast das ganze Spiel über standen. Im Spiel selber zeigte der Armeeklub aus Moskau eine erbärmliche Leistung, man hätte meinen müssen der Meistertitel den sie am Wochenende zuvor wiederum errungen hatten würde sie beflügen. Falsch gedacht, Porto ging früh in Führung und war das ganze Spiel eingermassen überlegen. In der 61.Minute fiel dann das entscheidene 0:2. Die Sache war gelaufen und so zündeten einige ZSKA Fans noch ihre Fackeln, die sie sich in weiser Vorahnung für ein Tor ihrer Mannschaft eh nicht mehr aufsparen mussten. Nach dem Spiel, wurde jeder Block seperat aus dem Stadion gelassen, so durften wir noch ein wenig länger in russischen Kälte ausharren bis wir durch einen Tunnel von Soldaten zur U-Bahn getrieben wurden. Wehe, wehe man bleibt mal Stehen. Der Knüppel ist schnell zu Hand bei den Russen.

3.Tag
Heute stand der Tag natürlich ganz im Zeichen des Bayern Spiels, aber zuerst wollte man dem Genossen Lenin im Mausoleum am Roten Platz noch einen Besuch abstatten. Diesen Weg hätten wir uns allerdings sparen können. Wladimir wird im Moment gerade general überholt und wir konnten nicht begutachten wie es dem Führer der Oktoberrevolution bald 83 Jahre nach seinem Tod so geht. So machten wir noch das Touri Programm im Kreml Innern und konzentrierten uns danach ganz auf das Spiel am heutigen Tag. Zuvor gönnten wir uns noch ein-zwei Bierchen im Hostel und diskutierten dabei noch ein wenig mit den anderen Hostel Gästen. Ich erwähne hier nur die zwei kultigsten. Ein Deutscher der den ganzen Tag im Hostel rumhing und irgendwie was mit Auto Schieberei am Hut hatte aber "Geschäfte laufen nicht so gut".....Tja, kann man nix machen. Der zweite war ein Bayern Fan vom Zimmer nebenan, vorallem Tanja hatte ein Narren an im gefressen: " Das sind doch Bauern-Schuhe, die trägt doch heut keiner mehr" gut ich muss ihr Recht geben, der Anblick seiner Raver Schuhe war schon gewöhnungsbedürftig. Stephs Aussage:"Solche Schuhe kriegt man doch heute nur noch beim Scooter Konzert" konnte ich nur zustimmen. Nun gings aber endgültig los zum Spiel ins Luzhniki Stadion.

FK Spartak Moskau:FC Bayern München 2:2
Champions League Gruppenphase
Olimpiyskiy Stadion Luzhniki
25'000 Zuschauer
Wiederum mit der U-Bahn gings raus zum imposanten Olympiagelände von Moskau, indem das Stadion von Spartak beheimat ist. Zielstrebig gings vorbei an massenhaft Uniformierten und einigen "kranken" Gestalten Richtung Gäste Eingang des Stadion. Steph wurde noch von einem netten Russen zu einer kleinen Hauerei eingeladen, er lehnte aber dankend ab. Vor dem Stadion die üblichen mürrischen Kontrollen und eine riesige Lenin Statue. Der Gästeblock war ziemlich gut gefüllt, denke schon das es etwa 300-350 Bayern Fans waren, leider war die Stimmung wiedermal nicht wirklich erwähnenswert. Im Gegensatz zu den Spartak Fans, die wie gestern die ZSKA Fans ziemlich laut rüber kamen. Anfänglich wähnten sich unsere Jungs noch nicht wirklich auf dem Feld und schnell viel das 1:0 für die Spieler vom Moskauer Arbeiter Verein. Danach drehte aber Pizarro das Spiel noch bis zur Pause. Nach einer traumhaften Vereinshyme von Spartak in der Pause und eine bisschen Pyro zum Start der 2.Hälfte, fiel unsere Mannschaft wieder in den kollektiven russischen Winterschlaf und so war das 2:2 am Schluss ein gerechtes Resultat. Nach Spielschluss wieder das gleiche Prozedere, diesesmal waren wir aber die Letzten die das Stadion verlassen durften. Ein Spartak Fan zeigt dann in der U-Bahn noch reges Interesse an unserer Mitfahrerin aus Bayern, diese schien aber an einem gemeinsamen Leben in der russischen Hauptstadt ganz und gar abgeneigt. In der Nacht wurde noch mit unserem Hostel Chef ein bisschen getrunken. Eine legendäre Person, arbeitet 100 Prozent als Lehrer und 100 Prozent als Hostel Manager, Schlaf braucht er meines Wissens nicht. An Direktheit mangelt es ihm auch nicht, so meinte er zu Steph P., dass sein Job auf dem Steueramt ja nicht wirklich alles im Leben sein könne und zum David B. meinter er nicht unbedingt zu meiner Überraschung, dass er einen ziemlich "Knall" habe.

4.Tag
Der Vize-Manager, ein Typ der den ganzen Tag am Bilder malen war, schenkte unserer Bayerin zum Abschied noch ein Bild von G.W.Bush und schon gings wieder auf den Weg Richtung Flughafen. Eine abenteuerliche Taxifahrt später (es geht doch ohne Bremsen) sassen wir auch schon im Flugzeug.

Fazit Russland: ein sehr spezielles Land. Das Lachen wurde hier sicher nicht gerade erfunden, was auch nicht sehr verwunderlich ist. Der einzelne Bürger geniesst immer noch nicht sehr viele Freiheiten und wird meiner Ansicht nach immr noch stark durch den Staat überwacht. Vielleicht ist es auch so wie ich es letztens gelesen habe "Der Russe braucht eine starke Hand", früher waren es die Zaren, dann die Kommunisten und Stalin jetzt Putin. Ich kann das nicht beurteilen.
Ich würde jederzeit wieder in dieses Land kommen und es war ein schönes Erlebnis, schön aber auch zu wissen, dass man wieder in Schweiz zurückkehren kann.

5.Tag (wieder in der Schweiz)
Am Morgen lese ich im Teletext, dass ein ehemaliger russischer Geheimdienstler in London vergiftet wurde. Er gibt in einem vorab geschriebenen Brief Vladimir Putin die Schuld. Ob dies stimmt oder nicht. Russland ist ein spezielles Land.


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