Mittwoch, April 13, 2011

Donau Linz Marathon 2011

Harald ist ein leidenschaftlicher Inline-Skater. Im Zug nach Oberösterreich nimmt der symphatische Liechtensteiner neben mir Platz. Rasch stellen wir fest, dass wir das selbe Reiseziel verfolgen. Ebenso wir ich nimmt der Sportler aus dem Ländle an der zehnten Austragung des Linz Marathon teil. Während meine Füsse mich 42,125 km durch die Stadt an der Donau tragen sollen, wird Harald den Halbmarathon auf Rädern absolvieren. Es bleibt bis Linz genug Zeit für einen Erfahrungsaustausch unter begeisterten Sportlern. Als wir Wörgl im Bundesland Tirol passieren erklärt mir Harald, dies sei das Mekka der Inline Skater. Ich erfahre vieles über die Tücken seines Trainingsalltag. Von haarscharfen Sprintduellen mit kläffenden Hunden bis zum Windschatten Fahren bei beleidigten Rennvelofahrern. Die Zeit vergeht und nach gut fünf Stunden erreichen wir die drittgrösste österreichische Stadt. Mein temporärer Reisepartner und ich verabschieden uns, natürlich nicht ohne gegenseitige Glückwünsche für den nächsten Tag.

Nachdem ich mein schönes Hotelzimmer bezogen habe, sitzte ich eine Stunde später bereits mit meinen Startunterlagen entspannt am Ufer der Donau. Hinter mir quasselt die Freundin eines Marathon-Anfängers, ihren Partner in Grund und Boden. Der Arme tut mir leid, er wird froh sein, dass er Morgen einige Stunden alleine unterwegs ist. Ein paar Meter entfernt hocken ein paar Obdachlose und trinken billigen Fusel, während die Sportler an der Marathonmesse Pasta- Party feiern und ihren Kohlenhydrat Speicher aufladen. Ein Unterschied wie Bengasi und Blüemlisalp. Ich verzichte auf das hektische Nudel-Fest und geniesse ein feines Abendessen in einem schmucken Spezialitäten Restaurant. Gemütlich sitze ich in dem kleinen Lokal und geniesse Teigwaren aus dem Veneto und ein Glas Rotwein aus dem Veneto. Um halb zehn liege ich bereits gemütlich in meinem Bett und schlafe erstaunlich ruhig und tief. Am Morgen erwache ich pünktlich um 06.00. Ein ebenfalls laufbegeisterter Kollege wünscht mir um diese Uhzreit bereits per Kurzmitteilung viel Erfolg.

Ideale Bedinungen für den Marathon wurden vorausgesagt. Dementsprechend euphorisch stimmt der Speaker die Teilnehmer auf dieses Laufereignis ein. Die Temperaturen bewegen sich um die 10 Grad, besseres Laufwetter gibt es nicht. Die Sonne scheint, einzig die angekündigte Bise bereitet mir ein wenig Sorgen. Durch die Boxen dröhnt der eigens für die Veranstaltung geschriebene Marathon Song "Ich geh jetzt zur Linie". Gesungen durch eine Musikgruppe mit dem merkwürdig anmutenden Namen "Superfeucht".

Ich fühle mich in Topform, alles verlief bis hierhin nach Plan. Der ganze Lauffrühling ein durchgehendes Erfolgserlebnis. Meine Gedanken gehen wenige Minuten vor dem Start nochmals zurück. Ende Februar der dritte Platz beim Halbmarathon in Götighofen. Anfang März der Sieg beim 32 Kilometer Lauf in Bregenz. Vor zwei Wochen meine neue persönliche Bestzeit beim Halbmarathon in Oberriet mit 1h 16min 29 Sek.

Die Faszination Marathon macht aber auch aus, dass nicht alles planbar ist. Da kann das Selbstvertrauen noch so gross sein, die Vorbereitung noch so ideal. Während mehr als 42 Kilometer kann vieles passieren. Beschwerden in den Knien, Hungerast, zu wenig Flüssigkeit, der Kopf will nicht mehr, oder auch schwierige klimatische Einflüsse, die zu Schaffen machen. Die Kunst liegt darin, alle negativen Gedanken zu verdrängen und sich völlig auf die bevorstehende Aufgabe zu fokussieren. Ein Einklang zwischen Körper, Geist und Laufschuhen sozusagen.

Mein Trainigspartner, ein erfahrener und ambitionierter Läufer, gab mir den Tipp auf einen 5 Kilometer Schnitt von 19min 30 Sek zu laufen. Meine Uhr ist so programmiert, dass mir jeweils diese Zwischenzeiten angezeigt werden. Zudem überprüfe ich laufend meine Geschwindigkeit. Die Strecke ist flach und vorallem die Passagen in der Linzer Innenstadt sind sehr schön. Die vielen Zuschauer feuern die Läufer begeistert an. Den ersten Teil des Marathons absolviere ich in 1h 21min, alles läuft nach Plan. Etwa 15 Kilometer vor dem Ziel werden meine Kilometer Zeiten einige Sekunden langsamer. Das sind die schwierigen Phasen während eines Marathons. Ein Kampf, Ein Leiden, der Kopf sagt, da geht noch was, doch die Beine können nicht mehr schneller. Bei der Mehrzahl meiner 15 Läufen über die 42,125km kamen diese Momente, das ist normal. Manchmal intensiver, manchmal weniger.

Die Strecke führt jetzt durch Vororte. Die mittlerweile starke Bise macht hier mehr zu Schaffen, als in den Häuserschluchten der Innenstadt. Die Einteilung der Strecke in Fixpunkte erleichtern mir die letzten Kilometer. Nur noch 10, noch 5, noch 3 Kilometer... Ich blicke auf die Kirchenuhr und sehe, dass es für eine Zeit unter 2h 50min reichen müsste. Diese Tatsache gibt mir nochmals Aufwind. Die letzten Kräfte werden mobilisiert und ich renne über das Kopfsteinpflaster der Linzer Altstadt ins Ziel. 2h 47min 48 Sekunden, Persönliche Bestzeit, Rang 28, 8 Platz in der Alterskategorie M30.

Erleichtert geniesse ich im Ziel eine Massage. Ich gehe gedanklich nochmals das Rennen durch. Es war ein gutes aber kein perfektes Rennen, was mich darin bestärkt, dass ich noch schneller laufen kann. Die Lehren aus dem Marathon werde ich Ende Oktober in Frankfurt hoffentlich in einen erneuten Leistungsschub ummünzen können.

Am Bahnhof treffe ich zufällig wieder auf Harald. Er erreichte eine Top Platzierung bei den Inline Skatern. Wir erzählen uns von unseren Eindrücken, und nach einer kurzweiligen Fahrt ist der Linz Marathon 2011 bereits wieder Geschichte.

weitere Bilder und noch ein Bericht

2 Kommentare:

go hat gesagt…

Herzliche Gratulation! Toller Wettkampf in einer ausgezeichneten Zeit! Hut ab! Und welches sind nun die nächsten Ziele? GP Bern, oder ist er dir zu kurz? Wir fliegen morgen nach Wien. Ich laufe allerdings nur den Halbmarathon, obwohl ich für den Marathon angemeldet bin. Aber Verletzungen und eine Grippe haben ein vernünftiges Training verhindert. Aber so geniessen wir Wienerschnitzel, Weissbier, Zweigelt, ... :)

gossau-fen hat gesagt…

ja ich habe von einer zuverlässigen Informantin erfahren, dass du den HM in Wien machst;-). Viel Glück und geniesse diesen schönen Lauf und die kulinarischen Genüsse danach :-)

mein nächstes Ziel sind die 20km von Lausanne, GP Bern werde ich wohl nicht machen. ab Mitte Mai stehen bei mir wieder einige Bergläufe auf dem Plan. Im Juni dann der Alpin Marathon in Liechtenstein.