Donnerstag, August 13, 2009

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Es ist etwas mehr als drei Jahre her, da lief ab zwei Uhr nachts nur noch eine Platte rauf und runter. Die Party war langweilig, dafür die Musik gut. Schnell erkannte ich die nasale Stimme, das konnte nur Jan Delay sein, der da seine Lieder zum Besten gibt. Jan Delay, das war bis dahin für mich der Typ vom Nena Cover "irgendwie, irgendwo, irgendwann". Dazu hatte ich schon einige weitere gute Songs von ihm gehört, seine Band "Absolute Beginner", war mir ebenfalls bekannt. Gross beschäftigt hatte ich mich mit seiner Musik bis zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht.

Dies sollte sich nach dieser Partynacht ändern. Montags kaufte ich gleich die "Mercedes Dance" Platte, und diese Scheibe hatte es in sich. Auf so was hatte ich lange gewartet, und kaum geglaubt je zu finden. Gute, intelligente deutsche Texte, mit sensationeller Musik dazu. Textzeilen wie "ich hab die Beats und die Melodies, die süchtig machen wie Heroin und burnen wie Rolf Töpperwien", lassen einen gleichzeitig schmunzeln und staunen, wie der gute Mann überhaupt auf so was kommt. Auch sonst faszinierten mich die Text von Jan Eisfeldt, wie der Delay Lama, mit bürgerlichen Namen heisst. Vorallem die Songs mit sozialkritischen Botschaften hatten es mir angetan. Der kleine Hamburger singt darin z.b. mutig, über die lahme Kultur in Deutschland nach dem 2.Weltkrieg "Und alle Flasher mussten abhauen, oder kamen in die Dusche. Seitdem ist hierzulande alles finster. Für Stil und Humor herrschten 70 Jahre Winter.Ja, der Flavour ist braun und der Groove, der ist am arsch. Und wir haben keinen Stock, sondern nen Wald im Arsch". Das Album lief bei mir wochenlang rauf und runter, "Feuer", "Klar" und "Kirchturmkandidaten" und nicht zuletzt das derbe (Jan Delay Slang) Duett mit Udo Lindenberg "Im Arsch" konnte ich schnell mal auswendig. Irgendwann kam aber das Verlangen nach mehr davon. So stiess ich auf das sensationelle Debüt Album von Jan Delay mit dem eigenwilligen Namen "Searching for the jan soul rebells". Eine Reggae Platte aus dem Jahr 2001 mit teilweise wütend, und anklagenden Texten. Der Song "Söhne Stammheim" brachte ihm gar einigen Ärger ein. Textzeilen wie "Nun kämpfen die Menschen nur noch für Hunde und Benzin, folgen Jürgen und Zlatko und nicht mehr Baader und Ensslin" brachten um den 11.September rum natürlich einige negative Schlagzeilen mit sich. Jan Eisfeldts Vater meinte beim Hören dieses Songs gar, dass sich sein Sohn so die Karriere kaputt mache. Die Faszination Jan Delay macht aber genau aus, dass er seine Meinung äussert, auch wenn sie nicht "Chartmässig Massenkonform" ist.
Auf der Platte gibt’s auch weitere gesellschaftskritische Lieder wie z.b das Duett mit Sammy Deluxe "Bürger von Konsolien", an Leute gerichtet, die in ihrer Computer Traumwelt leben, anstatt sich mit den wirklich wichtigen Dingen zu beschäftigen "Ich kenn´n Typen aus der Nachbarschaft, den jeder für n looser hält, doch daheim in seiner Computerwelt ist er´n Superheld. Macht locker jeden platt und toppt jeden Punktestand, aber im Alltag bleibt er unbekannt, sein Name ungenannt! Einer der, weder Frau, Freunde noch Familie hat, und alle Erfolge Im Leben gesaved auf Memory Card".
Das Album besticht musikalisch und songtechnisch absolut, und ist bis heute eine meiner Lieblingsplatten. Songs wie "Vergiftet" oder "ich möchte nicht das ihr meine Lieder singt" gehören auf meinem MP 3 Player zu den meist abgespielten Songs.

Was ich an dem Hamburger auch sehr schätze ist, dass er wie ich persönlich auch, ein grosser Verehrer des deutschen Rock Poeten Udo Lindenberg ist. Die deutsche Musiklegende gehört zu den Vorbildern des Delay Lama. Zusammen haben sie auch bereits zwei Lieder veröffentlicht. Jan Delay wollte gar das letzte Lindenberg Album produzieren, leider klappte es zeitlich nicht. Nun hoffe ich weiterhin auf eine Zusammenarbeit der beiden Ausnahmekünstler auf einem Udo Album. Das müsste das derbste Ding werden, um bei der Delay typisch Aussprache zu bleiben! Letzthin meinte Jan Eisfeldt, er wolle mit 63 auch so sein wie Udo Lindenberg, ein bisschen im Hotel wohnen und mit dem Boot herumfahren. Es scheint zwischen den beiden eine richtige Seelenverwandschaft zu herrschen, zufälligerweise spielte Jan Delay als Junge auf dem ausrangierten Schlagzeug von Lindenberg. Der Altrocker meint dann auch: "Seine Musik und seine Haltung berühren mich - das ist echt ein magisches Ding."

Nun ist aber ab heute das neue Album von Jan Delay in den Startlöchern "Wir Kinder vom Bahnhof Soul".
Reinhören lohnt sich bestimmt.

und nächstes Jahr kommt das Comback Album der "Beginner", aber das ist nochmals eine andere Geschichte….das wird sowieso das ALLERDERBSTE!
"Hey Leute Hey Leute! Wir bringen die Sachen, die Wirbel machen, wie ne Turbine. Und nich so ne Fäule, so ne Fäule"

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