Dienstag, Juli 29, 2008

Wohin führt das noch?

Heute wurde dem französischen Verein Paris St.Germain mitgeteilt, dass ihnen die Teilnahme am nationalen Ligapokal der nächsten Saison verweigert wird. "Schuld" daran sind die Fans, diese hatten auf Spruchbänder ihren Gegner aus Lens, der "Pädophilie", "Innzucht" und "Arbeitslosigkeit" bezichtigt.

Natürlich kann man jetzt sagen, die Aktion der Pariser Fans, sei überaus dumm gewesen. Diese Festellung ist logischerweise auch richtig. Meiner Meinung nach gehören weder sexistische noch rassistische Spruchbänder in ein Stadion. Doch, das Problem besteht darin, dass wie in diesem Fall, der Fussballverband oder mancher Orts gar der Staat immer mehr Einfluss auf die Fankurven nehmen.
Angefangen hat das Ganze, nach verherrenden Stadion-Unglücken in England. In den Achtziger Jahren beklagte man mehrere Todesfälle. Als Sofortmassnahme wurden damals, von höchster Regierungsstelle aus, die Stehplätze abgeschafft. Auch beim schlimmsten Unglück der englischen Fussballgeschichte in Sheffield (96 Menschen wurden erdrückt) waren die Fans als Schuldige schnell ausgemacht. Heute werden jedoch immer mehr Stimmen laut, die der Polizei eine gehörige Mitschuld an der Tragödie im Hillsborough Stadion geben. Die Schuldfrage wird also immer noch kontrovers diskutiert. "Es wurden einfach zu viele Fans in den engen Gästesektor gepfercht", dies die Ansicht von Augenzeugen.

Doch mit dem Abschaffen der Stehplätze, war auf der Insel noch lange nicht die Spitze des Eisbergs erreicht. Heute wird das Stehen im Stadion als "assozial" bezeichnet, und falls sich der Sitznachbar abfällig über irgendwas äussert, kann man diesen per SMS gleich mal an die Stadionverantwortlichen verpfeifen. Schlimmer geht’s kaum noch. Ein weiteres Beispiel betrifft die Fans der beiden Glasgower Vereine, die beim Anstimmen, bestimmter Lieder mit empfindlichen Geldstrafen rechnen müssen.

Doch die Total-Überwachung von Fussballfans, hat es längst schon von der Insel auf das europäische Festland geschafft. Da werden Fussballprofis zu Geldstrafen verdonnert, weil sie mit ihren Fans "Schmählieder" gegen den Erz-Rivalen singen, oder in Italien dürfen Schiedsrichter Spiele abrechen, bei denen sie das Gefühl haben, in der Kurve werden gerade die falschen Lieder gesungen.

Bei allen positiven Nebeneffekten, dass der Rassismus und Sexismus so aus dem Stadion rausgehalten wird, überwiegen allerdings die negativen Aspekte. Was würde wohl passieren, wenn nebst den Stehplätzen auch noch all die ironischen Gesänge der Fankurven gegen gegnerische Spieler oder Fans verschwinden würden. Es wäre wohl über kurz oder lang, der Tod jeder Fankultur. Wer das nicht glaubt, sollte sich mal einige Fussball Spiele in der Premier League anschauen.

Grundsätzliche stelle ich in letzter Zeit auch allgemein fest, dass die Freiheit der Bürger immer mehr eingeschränkt wird. Da gibt es Ausgangssperren für Jugendliche, Überwachungskameras allüberall (natürlich nur zur eigenen Sicherheit), und Rauchverbote an den merkwürdigsten Orten (z.b im halbleeren Stadion in Vaduz).

Wohin das alles noch führt im alltäglichen Leben, und im Fussball im Speziellen, weiss ich nicht. Wahrscheinlich wird demnächst der FC Liverpool aus der Champions League ausgeschlossen, weil sich ein Fan lauthals über das Aussehen von Cristiano Ronaldo amüsierte.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

100 % with you!