„Ein totales Trauerspiel - Note sechs“
Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Felix Redetzki von den Red Sharks. Felix ist einer der treusten Bayern Fans und die Red Sharks einer der bekanntesten FC B Fanclubs.
Die verbalen Ausfälle von Manager Hoeneß bei der Mitgliederversammlung des FC Bayern machen einen Riss zwischen Fans und Verein sichtbar. Felix Redetzki, der Vorsitzender des Fanklubs Red Sharks, bescheinigt der Klubführung „Ahnungslosigkeit“.
Wie haben Sie die Publikumsbeschimpfung von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge auf der Mitgliederversammlung des FC Bayern empfunden?
"Ich kenne viele Münchner, die gar nicht mehr hingehen"
Das war nur schwer verdaulich. Aber der Eindruck auf den Mitgliederversammlungen beim FC Bayern ist generell: Je vernünftiger und intelligenter die Beiträge, desto mehr werden die zerrissen. Kritische Stimmen werden einfach nicht aufgegriffen. Ich habe den Saal verlassen, weil es mir gereicht hat, dass auf vernünftige Argumente nicht eingegangen wird.
Es ging um die Stimmung in der neuen Arena und um mangelnden Respekt gegenüber den Fans in der Kurve. Ist es wirklich so schlimm in München?
Ist die Stimmung bei beim Lokalrivalen 1860 wirklich besser?
Die Stimmung ist beschissen, Note 6, ein totales Trauerspiel. Für mich liegt das vor allem daran, dass sich das Publikum insgesamt gewandelt hat. Natürlich wären gegen Bolton früher ins Olympiastadion höchstens 30.000 gekommen, aber auf den Sitzplätzen in der Arena sind heute fast nur noch Touristen. Ich kenne viele Münchner, die gar nicht mehr hingehen.
Warum?
Das mit dem Konsumtempel stimmt schon. Man spürt, dass man da nicht mehr so willkommen ist. Vielen im Verein wäre es doch am liebsten, wenn es die ganze Südkurve gar nicht mehr gäbe.
Weil dann mehr Platz für eine zahlungskräftige Klientel wäre?
Das Gerede von den „Sozialticketempfängern“ mit Karten für sieben Euro stimmt so doch überhaupt nicht. In der Kurve sind auch viele Akademiker, Leute mit hohem Gehalt. Wenn man allerdings wie jetzt bei der Mitgliederversammlung spüren lässt, dass Leute, die sieben Euro für die Karte zahlen, weniger zu sagen haben, macht man sich vieles kaputt.
Der Verein sagt natürlich, er braucht das Geld, weil die Fans Erfolge fordern. Wollen Sie nicht am liebsten den Champions-League-Sieg feiern?
Die Champions League gewinnen will jeder. Die Frage ist: Um welchen Preis? Ich muss nicht unbedingt jedes Jahr die Champions League gewinnen – im Gegenteil.
Wie gehen die Verantwortlichen des Vereins mit den Wünschen der Fans um?
Uli Hoeneß beschäftigt sich zumindest damit. Ich glaube schon, dass er weiß, dass da zur Zeit etwas schiefläuft. Aber jemand wie Karl-Heinz Rummenigge, der noch nie in der Südkurve war, hat doch von der Fanszene überhaupt keine Ahnung.
Sein Vorschlag, eine Blaskapelle in die Kurve zu schicken, um die Stimmung zu verbessern, kam nicht gut an?
Das zeigt doch die ganze Ahnungslosigkeit. Den Vorschlag gibt es schon seit drei Jahren. Da merkt man doch: Man spricht gegen eine Wand.
Wie reagieren Sie als Fan darauf?
Man macht sich schon immer mehr Gedanken. Natürlich wird die Bindung nicht gerade gefördert. Man knüpft verstärkt daran an, dass man den Verein aus der Vergangenheit auch noch anders kennt. Aber ob ich heute noch einmal Fan werden würde, da wäre ich mir nicht so sicher. Es kommen jedenfalls immer weniger Leute nach.
Sind auch von Seiten der Fans Fehler gemacht worden?
Natürlich sind die Leute in der Kurve schon selbst verantwortlich für die Stimmung. Da muss sich jeder selbst fragen, was er dazu beiträgt. Dass die Fans sich auch untereinander nicht ganz einig sind, stimmt zwar. Aber das ist nicht der Grund für die schlechte Stimmung im Stadion.
Ist es beim Lokalrivalen 1860 wirklich besser, wie viele behaupten?
Da bin ich natürlich nie, aber es gibt in der Bundesliga viele andere Vereine, bei denen es besser und lauter ist, wo die Stimmung nicht aus der Kurve, sondern aus dem ganzen Stadion kommt, zum Beispiel in Dortmund.
Was muss getan werden, um das Klima zwischen Fans und Verein wieder zu verbessern?
Man müsste die Leute in der Kurve wieder ernster nehmen.
Die Fragen stellte Christian Kamp.
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