Donnerstag, März 17, 2011

FC Gossau : SC Buochs 2:1

1.Liga
200 Zuschauer
Sportanlage Buechenwald

Es sind keine einfachen Tage. In Libyen tobt ein heftiger, blutiger Bürgerkrieg. In Japan herrscht nach dem tragischen Jahrhundertbeben Angst vor dem nuklearen Super-Gau. Ein Blick ins benachbarte Frankreich, das 58 Atomkraftwerke unterhält, stimmt auch nicht gerade optimistisch für die Zukunft. Da dient die Tabelle der 1.Liga Gruppe 3 nicht als Stimmungsaufheller. Der FC Gossau kämpft um den Klassenerhalt.

Wäre das Ganze noch nicht schlimm genug suchen auch noch halbwüchsige Teenager unsere Gesellschaft beim abendlichen Flutlicht Kick. Ihre Trainerhosen, ihre freche Klappe und ihre Begriffsstutzigkeit deutet durchaus auf eine kommende Karriere als "Mitläufer"-Ultra' hin. Während das Heimteam auf dem Feld von der ersten Minute an das Zepter übernimmt, belästigen uns die Jugendlichen mit ihrem Halbwissen aus diversen Internet Foren. "Die Schweizer Fanszene sei im Fall in ganz Europa hoch angesehen". Wem das so ist, wird das bei diesem "Nachwus" nicht so bleiben, denkt man für sich. "Die Ultras Rapid Wien haben eine Freundschaft mit dem Gate 13 aus Griechenland und die Schickeria sei die beste Szene Deutschlands". Bruchstückhaft werfen sie jeden Schnippsel ihres Wissens in die Runde. Gut ist einiges auf dem Feld los, so sind wir von diesem Gelabber ablenkt. Der Goalie des SC Buochs steht nach einer Notbremse bereits unter der Dusche, als der Gossauer Aydeniz die verdiente Führung erzielt. Beim Anblick der Jubelszenarien der Blau-Weissen sind wir allerdings vor allem froh, dass sich niemand dabei verletzt hat.

Nachdem die Jünglinge bemerken, dass sie nicht unsere ganze Aufmerksamkeit geniessen werden sie auch noch unverschämt. "Wir seien ja gar keine richtigen Fans. Nicht richtige Ultras wie sie, die im Fanblock des benachbarten NLA Vereins stehen".

Der FC Gossau geht mit dem knappen 1:0 Vorsprung in die Kabine. Die wenigen Zuschauer zeigen sich weder euphorisch noch konsterniert. Der Tabellenletzte aus der Innerschweiz scheint mit dem Zwischenstand auch ganz zufrieden. Die Mannschaft des ehemaligen Erzgebirge Aue Legionär Dusan Pavlovic hat sich mit dem Abstieg wohl schon abgefunden. Die Lage ist mit 5 Punkten auf der Haben-Seite auch schier aussichtslos. In den zweiten 45 Minuten machen sich die Fürstenländer dann das Leben selber schwer. Sie haben mehr Präsenz im gegnerischen Strafraum, als Karl Theodor zu Guttenberg in den deutschen Medien. Ungelogen ähneln sich dabei die Möglichkeiten wie Duplikate. Die Blau-Weissen vergeben aber selbst die besten Chancen. Dies führt zu einem heftigen Wortgefecht innerhalb des Teams. Irfan Testemel und Enzo Todisco sind am heutigen Tag mit Bestimmtheit die lautesten Personen auf der Buchenwald Sportanlage. Unsere Teenie-Freunde zeigen sich darob unbeindruckt. Sie tauschen lieber angebliche Erlebnisse aus, die selbst den erfahrensten "Bunga-Bunga" Politiker aus Italien die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte.

Die Hausherren erzielen durch Silvan Eggmann doch noch das 2:0. Er lässt sich nach dem Treffer feiern, als hätte er gerade im Alleingang die Krise in Nordafrika gelöst. Die aufopferungsvoll kämpfenden Buochser kommen danach noch zum Anschlusstreffer. Zu mehr reicht es aber nicht und der FC G holt drei eminent wichtige Punkte. Der Blick auf die restliche Saison macht im Fürstenland deutlich mehr Hoffnung, als der Gedanke an den Fussballfan-Nachwus.

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