Donnerstag, April 25, 2013

Hamburg Marathon 2013

35 Kilometer

35 Kilometer Trainingsläufe sind der Weg zum Erfolg! 35 Kilometer Trainingsläufe sind der Weg zum Erfolg! 35 Kilometer Trainingsläufe sind der Weg zum Erfolg!
 
Man kann diesen Satz nicht oft genug Mantra artig wiederholen. Mittlerweile betreibe ich seit 10 Jahren Marathon Sport. Das beste Wettkampfgefühl stellt sich immer dann ein, wenn der Trainigsschwerpunkt auf langen Distanzen liegt. Trotzdem schleicht sich bei den Trainingseinheiten immer mal wieder der innere Schweinehund ein. Statt 35 waren es nur 32 km, oder gerne auch mal 28 Trainingskilometer. Die warme Dusche liegt manchmal eben näher, als die nächste mühsame winterliche Laufrunde. Die indirekte Folge konnte ein Einbruch beim Marathon-Wettkampf  zwischen KM 32-35 sein.
Obwohl formmässig nicht auf dem Stand der Jahre 2011 und 2012 ging ich mit einem guten Gefühl nach Hamburg. Die 35km Einheiten wurden im Training konsequent durchgezogen. Die Vorbereitung war gut, einzig die Schnelligkeit fehlte. Die Halbmarathon Hauptprobe absolvierte ich drei Minuten langsamer als in den beiden Vorjahren. Von dieser Richtzeit ausgehend plante ich deshalb mit einer Marathonzeit von 2h 52min.

Höllenfahrt…???

Die Vögel singen mir im Park:
"Höllenfahrt am Nachmittag"
Ich höre was der Ostwind sagt:
"Höllenfahrt am Nachmittag"
(Tocotronic)

Ob sich diese Songzeilen der Hamburger Rock-Band auch für mich bewahrheiten sollten?

Der Hamburg Marathon boomt. Andere Veranstaltungen haben in den letzten Jahren an Teilnehmern verloren. Der Lauf in der Hansestadt bringt mit dem idealen Termin Ende April, einer schönen Strecke und einer attraktiven Stadt idealen Voraussetzungen für eine grosse Zukunft mit. Wie nicht anders von deutschen Marathon Läufen gewohnt, ist die Organisation perfekt. Die Veranstalter liessen sich auch nicht von (medialen) Sicherheitsbedenken aufgrund der Anschläge von Boston aus der Ruhe bringen. Im Gegenteil, es herrscht absolute Normalität. Den Opfern des Terrorakt wird in einem würdigen Rahmen gedacht. Viele Läufer tragen ein Armband mit der Aufschrift "Run for Boston" und eine Viertelstunde vor dem Start gibt es eine Gedenkminute.


Ideale Temperaturen warten auf die rund 12'000 Teilnehmer. Während in der Schweiz (zum gefühlt hundertsten Mal)  der Winter zurückkam ist es in Norddeutschland sonnig und trocken. Von der Messe Hamburg geht die lange Reise los. Die legendäre Reeperbahn wartet gleich zu Beginn. "Reeperbahn - alles klar Du alte Gangsterbraut, jetzt bin ich wieder da" die Melodie hängt mir im Kopf, als ich die Strasse runter renne. Selten geht es auf der "sündigsten Meile" so züchtig zu und her, wie am Marathon Morgen. Die Elbchaussee bietet in der Folge immer wieder einen schönen Blick auf den Hamburger Hafen. Bei den Landungsbrücken erwartet die Läufer "Gänsehautstimmung". Die Kilometer rasen vorbei, ich laufe gleichmässig. Immer die Zielzeit 2h:51m:xxSek im Fokus. Wie bei jedem Marathon setze ich mir gedanklich "Highlights". Die Strecke teile ich mir in Abschnitte ein, so erscheint die Distanz von 42,195km nicht ganz so lange. Bei der Binnenalster stehen Freunde. Sie feuern mich bei Kilometer 17+18 an, dementsprechend motiviert renne ich weiter. Bald darauf taucht das legendäre "Hotel Atlantic" auf der rechten Strassenseite auf. Ich spähe zu den Hotelfenstern hoch, aber Udo Lindenberg blickt nicht auf die hetzenden Massen. Für die "Nachtigall" ist es definitiv noch zu früh. "ich mach' für dich 'n Fanclub auf, du bist wie ein Gewinner im Marathonlauf" singt der bekannteste Hamburger jedenfalls nicht vom Balkon runter.  Es geht entlang der Aussenalster Richtung Halbmarathon Distanz. Die Hälfte der Strecke absolviere ich in 1h 24min 53 Sek, das passt exakt auf den persönlichen Zeitplan. Meiner Ansicht nach kommt jetzt der schwierigste Teil des Hamburg Marathon. Es sind nicht mehr so viele Zuschauer am Streckenrad. Das erste Mal überhaupt geht mein Blick nicht Richtung Umgebung oder Zuschauer, sondern zu den Mitläufern. Von aufgebenden Teilnehmern, bis zum Adrenalin befeuerten Triathleten gibt es alles zu beobachten. Ein nächster "persönlicher" Streckenabschnitt geht in Ohlsdorf zu Ende. Der nördlichste Punkt der Strecke. Es sind nun ca. 31 Kilometer absolviert, jetzt geht es ans "Zurück" Laufen. Das geht anfangs wie auf Wolken. Die Zuschauermassen am Streckenrand werden grösser, meine Kilometerzeit wird wieder schneller. Die Gewissheit kommt, dass die Vorbereitung gut war. Ansonsten könnte ich bei Kilometer 33 nicht das Tempo erhöhen. Kurzzeitig spekuliere ich sogar auf eine Zeit unter 2h 51min, verwerfe diesen Gedanken aber schnell wieder. Ab Kilometer 35 geht’s wieder ein bisschen langsamer vorwärts. Erfreulicherweise taucht mein (leider) verletzter Trainingskollege am Streckenrand auf. Er übergibt mir bei Kilometer 38 eine Cola und einen Energieriegel. Frisch gestärkt lasse ich den "Hexenkessel" Eppendorfer Baum hinter mir. Jetzt wird es harzig, leider ist der Schlussteil nicht mehr so attraktiv, wie der Anfang des Marathon. Es gilt auch noch eine kleine Steigung zu überwinden. Allerdings leiden auch alle anderen Teilnehmer. Überholt werde ich nicht, kann im Gegenteil sogar noch einige Plätze gutmachen. Der Zieleinlauf bei der Messe Hamburg ist ein Genuss. Ich muss mich aber noch sputen, um auch sicher die Zeit unter 2h 52min zu erreichen. Erschöpft aber zufrieden überquere ich die Ziellinie in 2h 51min 44sek. Das bedeutet Rang 27 in der Alterskategorie und Rang 136 von 9002 startenden Männern. 

Keine Höllenfahrt....

Das Fazit fällt überaus positiv aus. Natürlich war ich auch schon vier Minuten schneller, aber das wäre in der derzeitigen Verfassung illusorisch gewesen. Ein schöner Lauf, ein super Laufgefühl, ein taktisch kluges Rennen. Hamburg hat riesig Spass gemacht und brachte mir immerhin meine viertschnellste Marathonzeit. Es war keine Höllenfahrt am Vormittag, ganz im Gegenteil.

35 Kilometer Trainingsläufe sind der Weg zum Erfolg! 35 Kilometer Trainingsläufe sind der Weg zum Erfolg! 35 Kilometer Trainingsläufe sind der Weg zum Erfolg!

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