Dienstag, April 17, 2012

FC Barcelona : FC Getafe 4:0



Primera Divison
F.C.Barcelona : FC Getafe 4:0
Camp Nou
76'041 Zuschauer

Meiner Schwester unterläuft ein typischer Touristen Fehler. Ihre modische Frühlingsjacke ist für den Spielbesuch im Camp Nou nur bedingt geeignet, denn auch katalanische April Abende können kühle Temperaturen hervorrufen. So machen wir uns in den umliegenden Quartieren des Stadiongeländes auf die Suche nach einem Kleidergeschäft. Der hochpreisige Barcelona Fan Shop, unmittelbar beim Camp Nou, fiel nämlich schnell aus den Traktanden. Zu teuer die Ware und zu gering die Chance auf eine nochmalige Verwendung des Kleidungsstück. Schlussendlich fand meine Schwester wenig überraschend ihre Rettung bei einer grossen schwedischen Kleidungskette. Der spanische Kleiderladen für Umstandsmode nebenan war eine nicht sehr attraktive Alternative dazu.

Fussballstar Lionel Messi und Architektur-Legende Antoni Gaudi sind die zwei grossen Aushängeschilder der katalanischen Metropole. An diesen beiden Künstlern kommt kein Besucher vorbei, ob man will oder nicht. An jeder Ecke wird ein Trikot mit der Nummer 10 des FC Barcelona angeboten und jede Bustour führt entlang an den schönsten Bauwerken von Gaudi.

Vor dem Stadion herrscht schon Stunden vor dem Spiel reger Betrieb. Die Osterferien locken Menschen aus allen Teilen Europas zum derzeit wohl besten Verein der Welt. Ein Österreicher fragt mich vor dem Stadion, wie viel ich für meine Karte bezahlt hätte? Der hohe zweistellige Orginal Preis für den 2.Ring erschreckt in sichtlich. Er verrät mir seinerseits, dass er nicht mehr als 25 Euro berappen möchte. Schliesslich bezahle er in der heimischen 1.Bundesliga auch nicht mehr. Ich verkneife mir einen Kommentar. Wahrscheinlich ist es aber schon in Ordnung, wenn man für die Betrachtung der technischen Finessen von Stefan Meierhofer gleich viel bezahlen will, wie für jene von Xavi Iniesta.

Das Camp Nou bietet 99'354 Zuschauern Platz und ist das grösste Stadion Europas. Am heutigen Spieltag, unter der Woche gegen den Mardrider Vorortsverein Getafe, ist das imposante Rund nicht ausverkauft. Zur Freude aller Franzosen, Schweizer, Deutschen, Engländern und Katalanen lässt Trainer Pepe Guardiola trotzdem alles was Rang und Namen hat auflaufen. Der enge Titelkampf mit dem Erzrivalen aus der spanischen Hauptstadt erlaubt keine Schonung der "Superstars".
Die beiden Teams werden mit der Vereinshymne "Blu Grana" empfangen, stimmungstechnisch war dies eigentlich schon der Höhepunkt. Für einen weiteren Gänsehautmoment sorgen die Zuschauer im Verlauf der Partie, als sie den Namen von Eric Abidal skandieren. Der französische Verteidiger des FC Barcelona ist an Leberkrebs erkrankt.

Der FC Getafe ist von Beginn weg absolut chancenlos. Der biedere Mittelfeldverein will von Anfang an den Schaden möglichst in Grenzen halten. Dies ist nachvollziehbar, die Hausherren zeigen ihren unerbittlichen Kombinationsfussball. Zur Pause steht es 2:0, was allerdings nur an der mangelnden Chancenauswertung der Gastgeber liegt.

Der Wind bläst ohne Halbzeitunterbrechung durch das Stadion. Zu unserem Vorteil spielt hier nicht ein Fürstenländer 1.Liga Verein, ansonsten wären die äusseren Bedingungen kaum erträglich. Der gute Fussball auf dem Rasen lässt Wind, Kälte und Regen beinahe vergessen. Lionel Messi zaubert auch in der zweiten Hälfte. Der Argentinier führt die Gastgeber zu einem ungefährdeten 4:0 Erfolg.

Wir verlassen das Stadion. Ein merkwürdiges Gefühl kommt auf. Als Fussballanhänger hat man beinahe das Gefühl einem Theater oder einem Ballett beigewohnt zu haben. Das Publikum beklatschte gelungene Aktionen und schüttelte verhalten den Kopf bei den (sehr) wenigen Fehlpässen. Der Hauptdarsteller mit der Nummer 10 wurde ab und an durch das Rufen des Namens gefeiert. Dazu wurden Nüsse verköstigt und alles lief äusserst sittsam ab.

Mein Bruder stöberte vor dem Spiel über zwei Stunden im Fanshop des FC Barcelona. Sein Sohn im Kindergarten-Alter ist ein riesengrosser Fan des Barca-Weltfussballer. Trikot, Poster, Schal und vieles mehr standen auf der Wunschliste des Fünfjährigen. Die bescheidenste Bitte war allerdings auch die Unmöglichste. Wir sollten doch bei Messi an der Haustür klingeln und um ein Autogramm bitten...

Da zogen wir diesem unmöglichen Unterfangen lieber einen Abstecher auf die Prachtstrasse "Ramblas" vor. Dieses Vorhaben machte wesentlich mehr Sinn.

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