Dienstag, Oktober 11, 2011

Wales:Schweiz 2:0

EM Qualifikation

The Liberty Stadium (Swansea)

12'317 Zuschauer

Fussball interessiert in Wales an diesem Tag kaum jemanden. Die Sportläden stellen in ihren Schaufenster Rugby Trikots aus. Die Pub's machen Werbung für WM-Spiele auf Grossleinwand. Die Sportart mit dem eiförmigen Ball und den harten Kerlen steht im absoluten Mittelpunkt des öffentlichen Intresses. In unseren Breitengraden besitzt dieser Kampf der Nationen bekanntlich eine ähnlich grosse Bedeutung wie Hornschlittenrennen.

Mit dem Flugzeug nach Bristol, von da weiter zum Spielort. Diese clevere Reiseplanung ermöglicht einen Zwischenhalt in Newport. In der drittgrössten walisischen Stadt begutachten wir interessiert diverse Rugby Utensilien an den Pub-Wänden. Eine ältere Damen drängt sich leicht beschwipst vor uns an die Theke. Es ist Nachmittags um 15.00h, und wir sind ohne Frage auf der britischen Insel gelandet.

Später im überfüllten Zug von Cardiff nach Swansea stehen einige Fussballfans in den Gängen. Ihre keltische Sprache töne wie unser Schweizerdeutsch, meint einer von ihnen. Nicht die einzige Parallele zwischen den kleinen Ländern. Beide Völker geniessen im Ausland eher eine bäuerliches Image. "Do you have Schnapps?" raunt ein Schweizer zum Zugskellner. Dieser verneint, und die Entäuschung steht den Fans beider Länder ins Gesicht geschrieben. Eine weitere Gemeinsamkeit.

"Ugly lovely Town." Der Dichter Thomas Dylan prägte diesen Ausspruch über seine Heimatstadt Swansea. Alles andere als hässlich sind die Pub's in dieser Stadt. Fröhlich feiernd bereiten sich die Schweizer Fussballfans auf die Partie vor. Eine Niederlage gegen die Waliser scheint so abwegig, wie Grünliberale Spitzenpolitiker mit einer Vorliebe für Luxuskarossen. Doch genauso langweilig wie der Schweizer Wahlkampf-Herbst gestaltet sich das Länderspiel. Eine Fangruppe lamentiert lauthals, aufgrund ihrer beschwerlichen Anreise. Mit dem Mietauto fuhren sie von einem Londoner Flughafen Richtung Swansea. Die Begutachtung dieses Fussballmatch gestaltet sich für die Gruppe allerdings um einiges mühsamer, als der nervenaufreibende Reiseweg.

Die Europameisterschaft findet ohne die Eidgenossen statt. Gottseidank, ist man geneigt zu sagen. Aufgrund der gezeigten Leistungen ist diese Nicht-Teilnahme mehr als verdient. Die helvetischen Fussballfans liesen sich die Stimmung allerdings nur kurz verderben. Anstatt in Warschau im Jahre 2012, machte man in Wales acht Monate zuvor die Nacht zum Tage.

Immerhin stammt die ansehnliche Catherine Zeta-Jones aus der zweitgrössten walisischen Stadt. Für die Schweizer Single Männer gute Vorausetzungen für das Nachtleben. Zumal die meisten einheimischen Männer bereits ihren Schlaf abhielten. Morgens um 06.00h mussten sie schliesslich wieder an der Theke ihres Pub stehen, um püntlich zum Rugby Viertelfinale ein Pint zu ordern.

Am anderen Mittag wirkt die Grossstadt jedenfalls wie ausgestorben. Wales scheint ohne Zweifel zwei Spiele innerhalb von zwölf Stunden siegreich gestaltet zu haben.

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