Donnerstag, Mai 12, 2011

FC Gossau : SC Cham 3:2

1.Liga
Stadion Buechenwald
200 Zuschauer

Wer hätte das gedacht? Die Natur in Mitteleuropa freut sich Mitte Mai auf ausgiebige Regenschauer. Wer hätte das gedacht? Die Schweiz schaffte den Einzug ins Finale des Concours d'Eurovision. Wer hätte sich das erträumen lassen? Bundesrat Ueli Maurer hält im Sommer die Festtagsrede zum "Walter Zoo" Jubiläum.

All diese Dinge würde man vielleicht in den verrücktesten Fantasien für möglich halten. Jedoch wäre jeder Mensch als hoffnungsloser Spinner hingestellt worden, wenn er auf ein Comeback des FC Gossau im Abstiegskampf gewettet hätte.

Noch vor zwei Wochen präsentierte sich ein emotionsloser Haufen wechselwilliger Spieler auf dem Buchenwald Sportplatz. Kraftlos, willenlos und dem eigenen Schicksal gleichgültig ergeben kassierten sie Kanterniederlage auf Kanterniederlage. Die Wörter "Debakel," "Chancenlos" und "Absteiger" kamen in beinahe jedem Spielbericht über die Fürstenländer Kicker vor. Und nun die überraschende Wende…

Völlig überraschend fuhren die Gossauer mit drei Punkten im Gepäck zurück vom Auswärtsspiel in Mendrisio. Auf einmal ist der Ligaerhalt wieder möglich, wenn auch nur theoretisch. Die Skeptiker interpretierten den Sieg nur als erneutes Strohfeuer, der eigentlich talentierten Blau-Weissen "Tschütteler". Solche lichte Momente hatte diese Mannschaft bekanntlich einige Male in dieser ansonsten desaströsen Saison. Doch es scheint kein kurzes Aufflackern gewesen zu sein. Der FC Gossau zeigte auch beim Heimspiel gegen den SC Cham eine überzeugende Leistung.

Der neue Trainer Roli "Gerland" Näf trifft wohl den richtigen Ton. Die Mannschaft wirkt gefestigter und vor allem kämpferisch überzeugend. Ein Spieler wie Tastemel präsentiert sich geradezu wie verwandelt. Freude bereitet auch der junge Simani im Mittelfeld. Das Gossauer Eigengewächs zeigte gegen die Innerschweizer ein tolles Spiel. Stürmer Silvan Eggmann ist im Moment der erhoffte Torgarant. Adi Züricher, der als einziges Teammitglied (fast) die ganze Saison überzeugte, hielt in überragender Manier einen Elfmeter.

Die Truppe schaffe es gar, seit langem wieder so etwas wie Emotionen auf der Tribüne auszulösen. In letzter Zeit herrschte auf dem Sportplatz ansonsten ein Geräuschpegel, wie beim Ja-Wort von William und Kate im Westminster Abbey. Die letzten Minuten wurde mit der Mannschaft mitgezittert, ob es beim knappen 3:2 bleiben würde. Der Schiedsrichter liess lange nachspielen, zum Ärger aller Beteiligten. Die Spieler wollten den Sieg, die Zuschauer wollten nach Hause, weil ein Gewitter im Anmarsch war, und die Chamer Spieler mussten auf den Zug. Nicht nur durch Wahl des Fortbewegungsmittel hinterliessen die Gäste einen symphatischen Eindruck. Das Team des Ex-FSV Mainz Profi Sven Christ musste zwar in Gossau die lezten vagen Hoffungen auf die Aufstiegs Playoffs begraben, trotzdem blieben sie zu jeder Zeit fair.

Nun muss der FC G aus den letzten beiden Partien vier Punkte holen um den Ligarerhalt doch noch zu schaffen. Es gibt durchaus Stimmen aus dem Umfeld, die einen Abstieg in die 2.Liga Interregional begrüssen würden. Der Eindruck ist insgesamt gespalten. Vielleicht wie wenn man Sommeferien in einem schönen Hotel bucht, auch wenn im letzten Jahr nur schlechtes Wetter war. Der Rahmenbedinungen waren zwar gut (1.Liga), aber es nützt nichts, wenn das Wichtigste eine reine Enttäuschung (Mannschaft) ist.

Allgemein zur Situation des FC Gossau: Sollte es tatsächlich reichen, oder auch nicht. Eins ist klar, es muss ein klarer Schnitt gemacht werden. Diejenigen Spieler, die eine Söldner Mentalität besitzen, wie ein afrikanischer Profi bei einem ukrainischen 2.Liga Verein müssen endgültig verschwinden. Diese Leute sind pures Gift für eine Mannschaft. Junge Eigengewächse, Leute die sich mit dem FC Gossau identifizieren, und vielleicht ein paar ältere Spieler, die schon mal bei den Blau-Weissen spielten. So sollte das Fanionteam der Fürstenländer im nächsten Jahr aussehen.
Der Gesamtverein muss als Einheit gegenüber aussen auftreten. Das Image in der Bevölkerung ist im Moment nicht gerade toll, da könnte man die ganze Saison mit dem Zug an Auswärtsspiele fahren, die Sympathiewerte wären immer noch bescheiden…

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